Menschen stehen vor Planungsboards

Agiles Projektmanagement verstehen: Vorteile und Vorgehensweisen

In einer sich rasant verändernden Geschäftswelt des 21. Jahrhunderts müssen sich Unternehmen immer komplexeren Herausforderungen stellen. Der technologische Fortschritt, veränderte Marktbedingungen und steigende Kundenerwartungen treiben Unternehmen in einen Strudel der Anpassung. Das traditionelle, oft als zu starr empfundene, Projektmanagement erreicht hier schnell seine Grenzen. Im Gegensatz dazu bietet agiles Projektmanagement mit seinen Prinzipien und Methoden nicht nur einen Ausweg, sondern transformiert diese Herausforderungen in bahnbrechende Möglichkeiten.

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Grundlagen des agilen Projektmanagements

Das Wort „Agilität“ steht für Geschwindigkeit und Beweglichkeit. In der Welt des Projektmanagements übersetzt sich dies in ein iteratives Vorgehen, ständige Anpassungen und fortwährendes Lernen. Einer der entscheidenden Faktoren, die das agile Projektmanagement von traditionellen Methoden unterscheiden, sind die zugrunde liegenden Werte. Diese Werte sind nicht nur Richtlinien, sondern sie bilden das Fundament, auf dem die agilen Prinzipien und Praktiken aufgebaut sind.

  1. Menschen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge: Dieser Wert betont, dass der Mensch im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses steht. Während Prozesse und Werkzeuge eine wichtige Rolle spielen, sind es letztendlich die Menschen, ihre Zusammenarbeit und ihre Kommunikation, die ein Projekt zum Erfolg führen. Dieser Wert unterstreicht die Bedeutung der Fähigkeiten der Teammitglieder.

  2. Funktionsfähige Produkte über umfangreiche Dokumentation: Die Lieferung eines wertvollen, funktionsfähigen Produkts hat Vorrang vor umfangreichen technischen Dokumentationen. Dies bedeutet nicht, dass Dokumentation unwichtig ist, sondern dass der Schwerpunkt auf dem tatsächlichen Produktwert liegt.

  3. Zusammenarbeit mit den Kund*innen über Vertragsverhandlungen: Ein offener Dialog und eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Kund*innen sind als wichtiger als starre vertragliche Vereinbarungen. Agile Teams suchen aktiv nach Kundenfeedback, um sicherzustellen, dass das gelieferte Produkt den tatsächlichen Bedürfnissen der Kund*innen entspricht. Kundenfeedback wird nicht nur akzeptiert, sondern aktiv gesucht, um sicherzustellen, dass das gelieferte Produkt den tatsächlichen Bedürfnissen des Kunden entspricht.

  4. Reagieren auf Veränderungen über das Befolgen eines Plans: In einer sich ständig verändernden Welt kann das starre Festhalten an einem einmal festgelegten Plan kontraproduktiv sein. Agiles Projektmanagement erkennt an, dass Veränderungen nicht nur unvermeidlich sind, sondern auch Chancen bieten. Daher wird ein flexibles Reagieren auf Veränderungen über das blinde Befolgen eines Plans gestellt.

Diese Werte repräsentieren das Herzstück des agilen Mindsets. Sie fordern Unternehmen heraus, über den Tellerrand hinauszuschauen, traditionelle Denkmuster in Frage zu stellen und einen kollaborativen, wertorientierten Ansatz für die Produktentwicklung zu übernehmen. Unternehmen, die diese Werte wirklich verinnerlichen und leben, sind in der Lage, das volle Potenzial des agilen Projektmanagements auszuschöpfen und sich in einem wettbewerbsintensiven Marktumfeld erfolgreich zu behaupten.

Mitarbeiter klebt Post-it auf Sprint geführtes Whiteboard
Agiles Projektmanagement setzt auf Transparenz im und außerhalb des Teams, um Interaktionen zu fördern.
Agiles Projektmanagement setzt auf Transparenz im und außerhalb des Teams, um Interaktionen zu fördern.

Methoden im agilen Projektmanagement

Im Herzen des agilen Projektmanagements stehen diverse Methoden und Rituale. Sie tragen dazu bei, dass Teams effizienter und flexibler auf Veränderungen reagieren können und gleichzeitig die Qualität ihrer Arbeit sicherstellen. Diese Methoden sind nicht nur Techniken, sondern verkörpern vielmehr die Philosophie und die Prinzipien der Agilität.

Im agilen Projektmanagement haben sich die aus Scrum bekannten Rituale etabliert. Ein zentrales Ritual ist dabei das sogenannte Daily Stand-up oder Daily Scrum. In diesen kurzen, täglichen Meetings teilen die Teammitglieder ihre Fortschritte, geplanten Aktivitäten und mögliche Hindernisse. Das Hauptziel dieses Rituals ist es, Transparenz über den aktuellen Projektstatus zu schaffen und frühzeitig auf Probleme zu reagieren.

Ein weiteres Kernelement ist die Retrospektive. Am Ende eines jeden Sprints nehmen sich die Teams Zeit, um ihre Arbeitsweise zu reflektieren, Erfolge zu feiern und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Dies fördert nicht nur die kontinuierliche Verbesserung, sondern stärkt auch den Zusammenhalt innerhalb des Teams.

Die Sprint Planung ist ebenfalls ein zentrales Ritual. Hier definieren die Teams, welche Aufgaben im kommenden Sprint bearbeitet werden sollen. Es ist ein kollaborativer Prozess, bei dem das Team gemeinsam entscheidet, welche Aufgaben Priorität haben und wie sie umgesetzt werden sollen.

Das Review oder Sprint Review findet am Ende des Sprints statt. Hier präsentieren die Teams ihre Ergebnisse den Stakeholdern und sammeln Feedback. Dies bietet eine wertvolle Gelegenheit, sicherzustellen, dass die gelieferte Arbeit den Anforderungen entspricht und den größtmöglichen Wert bietet.

Jenseits dieser Rituale gibt es eine Vielzahl von Praktiken und Techniken, die im agilen Projektmanagement Anwendung finden, wie beispielsweise das „Task-Board“ in Anlehnung an ein Kanban-Board oder das „Burndown-Diagramm“. Diese Tools helfen den Teams, den Fortschritt zu visualisieren, die Arbeit zu organisieren und sicherzustellen, dass sie auf dem richtigen Weg sind.

Grafik: Burndownchart
Ein Burndown-Chart hilft, den Arbeitsfortschritt des Teams zu visualisieren.
Ein Burndown-Chart hilft, den Arbeitsfortschritt des Teams zu visualisieren.

Vorteile des agilen Projektmanagements

Eine der herausragenden Eigenschaften des agilen Projektmanagements ist seine Anpassungsfähigkeit. Durch die iterative Natur und kurzen Feedbackschleifen können Teams rasch auf Änderungen reagieren, sei es durch veränderte Kundenanforderungen, Marktveränderungen oder neue technologische Entwicklungen. Ein weiterer Vorteil ist die starke Kundenorientierung. Durch den engen Kundenkontakt und regelmäßiges Feedback schaffen die Teams Produkte und Dienstleistungen, die genau den Bedürfnissen der Kund*innen entsprechen. Zudem fördert die Selbstorganisation und Autonomie der Teams die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter*innen.

Traditionelles Projektmanagement definiert den Projektumfang in einem Projektplan und passt Zeit und Budget entsprechend dem Fortschritt an. Im Gegensatz dazu legt das agile Projektmanagement Zeit und Budget fest, damit die Teams iterativ den größtmöglichen Wert für die Kund*innen erzielen können. Das Team mit seiner festgelegten Anzahl von Mitgliedern (Budget) erzeugt in einer festgelegten Zeit (z. B. definierte Anzahl von Sprints) ein Produkt oder eine Lösung, die für die Kund*innen einen möglichst großen Nutzen hat.

Grafik: Das magische Dreieck
Klassisches vs. agiles Projektmanagement
Klassisches vs. agiles Projektmanagement

In agilen Teams stellt der Product Owner oder eine ähnliche Rolle sicher, dass die Features oder Aufgaben mit dem größten Kundennutzen immer die höchste Priorität haben. Hierzu analysiert er Kundenbedürfnisse, erstellt eine Produktvision und eine Roadmap, um sie zu erreichen. Zu seiner Verantwortung gehört auch die Pflege und die Priorisierung des Backlogs, um dem Team Orientierung zu geben. Ein iteratives Vorgehen im Projekt stellt sicher, dass der Fokus des Teams in regelmäßigen, kurzen Zyklen auf die aktuellen Prioritäten ausgerichtet wird, auch wenn diese sich im Projektverlauf ändern.

Ein enormer Vorteil des agilen Projektmanagements ist nicht nur die konsequente Ausrichtung auf den Kundennutzen, sondern auch die Minimierung des Projektrisikos. Während in traditionell organisierten Projekten erst am Projektende evaluiert werden kann, ob die erarbeiteten Ergebnisse den Erwartungen entsprechen, geschieht dies in agilen Projekten regelmäßig in kurzen Abständen, z. B. am Ende jedes Sprints. Dies minimiert das Risiko enorm, Ergebnisse zu erarbeiten, die nicht funktionieren oder den Erwartungen der Stakeholder*innen nicht entsprechen. Ein weiterer Vorteil der iterativen Arbeitsweise zeigt sich darin, dass durch die kontinuierliche Auslieferung von Inkrementen, also in sich funktionsfähigen Teilen des Gesamtergebnisses, bereits während der Projektlaufzeit ein Kundennutzen geschaffen wird. In traditionellen Projekten bedeutet ein vorzeitiger Projektabbruch (z. B. wegen eines Budget-Stopps) meistens, dass keine nutzbaren Projektergebnisse erzielt werden und die eingesetzten Ressourcen verschwendet wurden. In agilen Projekten können in diesem Fall alle bisher erstellten Inkremente bereits einen Nutzen für Kund*innen erzielen. Das bisher eingesetzte Budget erzeugt also trotz eines Projekt-Stopps einen Wert.

Grafik: Agiles versus traditionelles Projektmanagement
Agiles Projektmanagement steigert den Mehrwert und reduziert das Risiko
Agiles Projektmanagement steigert den Mehrwert und reduziert das Risiko

Unterschiede zwischen traditionellem und agilem Projektmanagement

Vergleicht man agiles Projektmanagement mit klassischem Projektmanagement, so zeigen sich unterschiedliche Philosophien, Vorgehensweisen und Methoden, die bei der Planung, Durchführung und Kontrolle von Projekten angewendet werden. Beide Ansätze haben sicherlich ihre Vorteile, doch ihre Kernprinzipien und Herangehensweisen unterscheiden sich erheblich.

  • Umfassende Planung vs. Flexibilität: Das klassische Projektmanagement stützt sich stark auf eine umfassende Planung zu Beginn des Projekts. Jedes Detail, von Ressourcen über Zeitpläne bis hin zu Budgets, wird im Voraus festgelegt. Im Gegensatz dazu bietet das agile Projektmanagement mehr Flexibilität, da es anerkennt, dass sich Anforderungen und Prioritäten während eines Projekts ändern können. Diese Dynamik spiegelt sich auch in den Rollen und Verantwortlichkeiten wider. Im klassischen Projektmanagement existieren klar definierte Rollen wie Projektmanager, Business-Analysten und Tester existieren. Im agilen Umfeld sind die Rollen fließender, und es ist nicht unüblich, dass Teammitglieder verschiedene Rollen übernehmen.

  • Kurze vs. lange Kommunikationsintervalle: Kommunikation ist in beiden Ansätzen von zentraler Bedeutung, jedoch unterscheiden sich die Frequenz und Form. Agile Teams legen großen Wert auf tägliche Kommunikation und Interaktion, oft durch tägliche Stand-Up-Meetings. Bei klassischen Projekten sind die Kommunikationsintervalle meist länger und formeller strukturiert.

  • Lange vs. kurze Feedbackschleifen: Ein weiterer signifikanter Unterschied ist die Herangehensweise an Feedback und Iteration. Klassisches Projektmanagement orientiert sich oft an Phasen und Meilensteinen, während das agile Projektmanagement in kurzen, „Sprint“ genannten Iterationen arbeitet und ständig Feedback von Stakeholdern einholt.

Agiles Projektmanagement oder klassischer Ansatz: beide haben ihre Berechtigung

Die Gründe für das Scheitern von Projekten sind vielfältig: Unklare Projektziele, mangelnde Ressourcen, unzureichende Kommunikation, fehlende Beteiligung der Stakeholder und ein genereller Widerstand gegen Veränderungen sind nur einige der genannten Ursachen. Viele dieser Herausforderungen könnten durch den agilen Ansatz gemildert oder sogar vermieden werden, da dieser eine engere Zusammenarbeit, klare Kommunikation und eine ständige Anpassungsfähigkeit an Veränderungen fördert.

Es ist jedoch essenziell zu verstehen, dass weder der agile noch der klassische Ansatz universell „besser“ ist. Die Wahl hängt stark von der Art des Projekts, den spezifischen Anforderungen und der Unternehmenskultur ab. In bestimmten Situationen mag ein traditioneller Ansatz durchaus geeigneter sein. Letztendlich obliegt es dem Unternehmen und dem Projektteam, den optimalen Ansatz für ihr Projekt zu identifizieren. Bei der Einschätzung über die Art und den Kontext des Projekts helfen Werkzeuge wie das Cynefin-Framework oder die Stacey-Matrix.

Erfolgsfaktoren für agiles Projektmanagement

Agiles Projektmanagement hat sich als revolutionärer Ansatz in der Welt des Projektmanagements erwiesen. Es verspricht schnellere Ergebnisse, höhere Kundenzufriedenheit und verbesserte Teamdynamik. Aber wie bei jedem Ansatz sind auch hier bestimmte Faktoren entscheidend, um den gewünschten Erfolg zu erzielen.

  1. Die richtige Unternehmenskultur ist unabdingbar. Ein agiles Umfeld erfordert eine offene Kommunikationskultur, in der Feedback nicht nur erlaubt, sondern gefördert wird. Teams müssen sich sicher fühlen, wenn sie Bedenken äußern, Ideen teilen oder sogar Fehler eingestehen. Ein Umfeld des gegenseitigen Vertrauens und Respekts ist das Rückgrat eines erfolgreichen agilen Projektes.

  2. Das Engagement des Managements spielt eine entscheidende Rolle. Die Führungskräfte müssen nicht nur das agile Projektmanagement unterstützen, sondern auch als Vorbilder agieren und sich aktiv daran beteiligen. Ohne diese Unterstützung von oben ist es für Teams schwierig, die erforderliche Flexibilität und Autonomie zu erhalten, die das agile Arbeiten erfordert.

  3. Ein weiterer kritischer Erfolgsfaktor ist die Fortbildung und Weiterentwicklung. Agile Methoden und Praktiken können anfangs ungewohnt sein, insbesondere für diejenigen, die aus einem traditionelleren Projektmanagement-Hintergrund kommen. Regelmäßige Schulungen, Workshops und Coaching-Sitzungen tragen dazu bei, diese Lernkurve zu überwinden und sicherzustellen, dass alle Teammitglieder über die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen.

Die Klarheit über Rollen und Verantwortlichkeiten ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Obwohl agile Teams oft fließendere und weniger hierarchische Strukturen haben, muss jedes Mitglied genau wissen, welche Rolle es spielt und welche Verantwortlichkeiten es hat. Dies gewährleistet, dass alle Aufgaben und Verantwortlichkeiten abgedeckt sind und reduziert das Potenzial für Konflikte und Missverständnisse.

Zuletzt, aber keineswegs weniger wichtig, ist der kontinuierliche Kunden- oder Stakeholder-Einbezug. Agilität dreht sich alles um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Anforderungen. Ohne regelmäßiges Feedback von denjenigen, für die das Projekt durchgeführt wird, arbeiten Teams möglicherweise in die falsche Richtung.

Agiles Projektmanagement vs. agile Organisation: Eine klare Unterscheidung

In der Geschäftswelt werden die Begriffe „agiles Projektmanagement“ und „agile Organisation“ oft synonym verwendet, obwohl sie zwei unterschiedliche Konzepte darstellen. Beide Ansätze basieren zwar auf den Prinzipien der Agilität, haben jedoch unterschiedliche Schwerpunkte und Anwendungsgebiete.

Das agile Projektmanagement bezieht sich speziell auf die Anwendung agiler Prinzipien und Praktiken in der Projektarbeit. Dieser methodische Ansatz ermöglicht es Teams, flexibel und adaptiv zu arbeiten, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Das ist besonders hilfreich bei Projekten, bei denen Anforderungen und Lösungen aufgrund von externen Faktoren, wie sich schnell ändernden Marktbedingungen, unklar sind. Es stellt Werkzeuge und Techniken bereit, die Teams helfen, in kürzeren Zyklen zu arbeiten, häufiges Feedback einzuholen und regelmäßige Anpassungen vorzunehmen, um den Projektzielen gerecht zu werden.

Eine agile Organisation hingegen geht weit über einzelne Projekte oder Teams hinaus. Hierbei handelt es sich um eine umfassende Transformation der gesamten Organisationsstruktur und Unternehmenskultur, um Agilität in jeden Aspekt des Unternehmens zu integrieren. Agile Organisationen legen Wert auf dezentrale Entscheidungsfindung, flache Hierarchien und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und Verbesserns. Es geht nicht nur darum, wie Projekte durchgeführt werden, sondern darum, wie das Unternehmen als Ganzes operiert und wie Mitarbeiter miteinander interagieren. In einer solchen Organisation ist Agilität in die DNA des Unternehmens eingebettet, und jeder, von der Führungsebene bis zum Einzelmitarbeiter, arbeitet nach agilen Prinzipien.

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Wichtige Frameworks für agiles Projektmanagement

Scrum

Scrum ist ein agiles Framework, das ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt. Es hat sich mittlerweile in vielen verschiedenen Branchen als wirksam erwiesen. Das agile Framework ist darauf ausgelegt, Teams dabei zu unterstützen, komplexe Produkte und Lösungen iterativ und inkrementell zu entwickeln. Scrum basiert auf der Idee, dass der Entwicklungsprozess flexibel und anpassungsfähig für Veränderungen sein muss und dass die Arbeit in enger Zusammenarbeit mit den Kund*innen erfolgen sollte.

Im Herzen von Scrum stehen der Scrum Master, der Product Owner und das Entwicklungsteam. Der Scrum Master sorgt dafür, dass das Team ungestört arbeiten kann und die Scrum-Praktiken befolgt. Der Product Owner hingegen ist verantwortlich für die Definition und Priorisierung der Arbeitspakete, die als User Stories im Product Backlog erfasst werden. Das Entwicklungsteam ist eine crossfunktionale Gruppe, die für die Auslieferung des Produkts verantwortlich ist.

Ein Scrum-Prozess ist in „Sprints“ unterteilt, die in der Regel zwei bis vier Wochen dauern. Jeder Sprint beginnt mit einem „Sprint Planning“, bei dem das Team entscheidet, welche User Stories aus dem Product Backlog im nächsten Sprint bearbeitet werden. Während des Sprints hält das Team tägliche „Daily Scrums“, kurze Stand-up-Meetings, um Fortschritte zu teilen und Hindernisse zu identifizieren. Am Ende des Sprints steht das „Sprint Review“, bei dem das Team die Ergebnisse präsentiert, und die „Sprint Retrospective“, bei der das Team den abgelaufenen Sprint reflektiert und nach Verbesserungsmöglichkeiten sucht.

Scrum legt großen Wert auf Transparenz, Inspektion und Anpassung. Diese Prinzipien sind eingebettet in alle Scrum-Rituale und -Artefakte. Das Ergebnis ist ein Framework, das Teams hilft, in einer sich ständig verändernden Umgebung produktiv zu bleiben und gleichzeitig hochwertige Produkte zu liefern.

Kanban

Kanban ist ein visuelles Framework zur Prozesssteuerung, das seine Ursprünge in der Lean-Produktion hat, speziell in den Toyota-Werken der 1940er-Jahre. Es wurde entwickelt, um Arbeitsabläufe zu optimieren und die Effizienz in der Produktion zu steigern. Heute wird Kanban in vielen Bereichen angewendet, von der Softwareentwicklung bis hin zum Management alltäglicher Geschäftsprozesse, und dient als zentrales Werkzeug für das agile Projektmanagement.

Das Kernstück von Kanban ist das Kanban-Board. Das visuelle Hilfsmittel stellt den Fluss der Arbeit durch verschiedene Stadien dar. Typischerweise ist das Board in Spalten unterteilt, die die verschiedenen Phasen oder Zustände des Arbeitsprozesses repräsentieren, beispielsweise „Idee“, „In Entwicklung“ und „Im Test“. Aufgaben oder Arbeitspunkte werden als Karten auf diesem Board angezeigt und von einer Spalte in die nächste bewegt, entsprechend ihrem Fortschritt.

Die wesentlichen Prinzipien von Kanban beinhalten die Visualisierung der Arbeit, die Begrenzung des Work-in-Progress (WIP), das Management des Arbeitsflusses und die Implementierung expliziter Prozessregeln. Durch die Visualisierung wird Transparenz geschaffen, die es Teams ermöglicht, den Status von Aufgaben sofort zu erkennen und Engpässe im Prozess schnell zu identifizieren. Die Begrenzung von WIP hilft dabei, Überlastung zu vermeiden und sorgt dafür, dass Teams sich auf die Fertigstellung von Aufgaben konzentrieren, bevor neue begonnen werden.

Ein weiterer Schlüsselaspekt von Kanban ist die kontinuierliche, schrittweise Verbesserung. Teams sind dazu angehalten, ihren Prozess regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um Effizienz und Produktivität zu steigern. Statt feste Iterationen oder Sprints vorzuschreiben, wie es bei Scrum der Fall ist, erlaubt Kanban eine flexible Anpassung der Arbeitslast und Prioritäten, basierend auf dem tatsächlichen Arbeitsfluss und den sich ändernden Anforderungen.

Kanban fördert ein Klima der Selbstorganisation und ermöglicht es Teams, eigenständig Entscheidungen über ihre Arbeitsabläufe zu treffen. Dies unterstützt nicht nur die Autonomie, sondern auch die Mitarbeiterzufriedenheit und die Teamdynamik.

Durch seine Einfachheit und Flexibilität ist Kanban besonders nützlich für Teams, die eine Methode suchen, um ihre Arbeitsprozesse zu optimieren, ohne die Notwendigkeit tiefgreifender struktureller Veränderungen. Kanban passt sich dem Team und dessen Bedürfnissen an, nicht umgekehrt.

Lean Management

Lean Management, wurde ursprünglich im Toyota-Produktionssystem entwickelt und zielt darauf ab, Effizienz zu steigern und Verschwendung zu reduzieren. Der Schwerpunkt liegt darauf, Prozesse so zu gestalten, dass jede Tätigkeit, jeder Prozess und jede Entscheidung einen Wert für die Endkund*innen schafft. Dieser Ansatz hat im Laufe der Zeit weit über die Automobilindustrie hinaus an Bedeutung gewonnen und ist nun in vielen Branchen und in der Projektmanagement-Praxis etabliert.

Die Prinzipien des Lean Managements konzentrieren sich auf die Wertschöpfung aus Kundensicht und das Eliminieren von Verschwendung – oder „Muda“, wie es im Japanischen genannt wird. Verschwendung bezieht sich auf alles, was nicht direkt zum Wert des Produkts oder der Dienstleistung beiträgt: überflüssige Funktionen, unnötige Bewegungen im Produktionsprozess, Wartezeiten, übermäßige Lagerhaltung und mehr.

Ein wesentlicher Aspekt des Lean Managements ist die kontinuierliche Verbesserung, auch bekannt als „Kaizen“. Dies bedeutet, dass Veränderungen schrittweise erfolgen und Prozesse kontinuierlich auf der Suche nach Verbesserungspotenzialen überprüft werden. Teams arbeiten zusammen, um Ineffizienzen zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln, die den Arbeitsfluss und die Produktqualität verbessern.

Lean Management setzt auch auf „Pull“-Systeme, statt auf „Push“-Systeme. Anstatt auf Vorrat zu produzieren, basiert die Produktion auf der tatsächlichen Nachfrage. Dies dient dazu, Überproduktion zu vermeiden und die Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen zu erhöhen. In der Softwareentwicklung wird dies oft durch das Arbeiten in kleinen Batches umgesetzt, die schnell ausgeliefert und anhand des Kundenfeedbacks angepasst werden können.

Die Umsetzung von Lean Management erfordert oft eine kulturelle Veränderung innerhalb einer Organisation. Es bedarf einerseits Führung, die den Wandel vorantreibt. Andererseits braucht es eine Belegschaft, die bereit ist, traditionelle Arbeitsweisen zu hinterfragen und sich auf eine kontinuierliche Verbesserung einzulassen. Lean Management ist nicht nur ein Set von Werkzeugen und Techniken. Es ist eine Denkweise und Philosophie, die darauf abzielt, die gesamte Organisation effizienter, reaktionsfähiger und kundenorientierter zu machen. Bei Anwendung im Projektmanagement bedeutet dies, alle Tätigkeiten, die keinen Wert hinzufügen, zu eliminieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

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Team-Mitglieder von Me & Company stehen im Konferenzraum zusammen und betrachten Arbeitsergebnisse die an der Glasscheibe aufgehangen wurden

Extreme Programming

Extreme Programming (XP) ist eine Disziplin der Softwareentwicklung, die auf Effizienz, schnelle Feedbackzyklen und kontinuierliche Verbesserung der Produktqualität ausgerichtet ist. XP entstand Ende der 1990er-Jahre und basiert auf einer Reihe von Werten, Prinzipien und Entwicklungspraktiken, die darauf abzielen, die Softwareentwicklung flexibler und anpassungsfähiger zu gestalten. Das Fundament von Extreme Programming bildet ein Satz von Werten: Einfachheit, Kommunikation, Feedback, Mut und Respekt. Diese Werte sind in allen Praktiken von XP verankert und spiegeln sich im täglichen Handeln und den Entscheidungen der Entwickler wider. Kommunikation ist beispielsweise essenziell, da sie eine Grundlage für das Verständnis der Kundenbedürfnisse und die effektive Zusammenarbeit im Team bildet. Einfachheit wird betont, indem man sich auf das Wesentliche konzentriert und Lösungen nicht komplizierter macht, als sie sein müssen.

XP setzt auf Praktiken wie Test-Driven Development (TDD), Pair Programming, Continuous Integration und Refactoring. Ein weiterer zentraler Aspekt von XP ist der kurze Release-Zyklus. Dies ermöglicht die Auslieferung von Software in Versionen, die häufige Releases und Feedbackschleifen mit den Kund*innen beinhalten. Das hilft dabei, das Produkt kontinuierlich zu verbessern und sicherzustellen, dass es den sich entwickelnden Kundenanforderungen entspricht.

Extreme Programming ist besonders nützlich in Umgebungen, die eine schnelle Anpassung an Änderungen erfordern und wo die Endbenutzer eng in den Entwicklungsprozess eingebunden sind. Die Stärke von XP liegt in seiner Betonung auf technischer Exzellenz, Teamarbeit und der Fähigkeit, auf Veränderungen zu reagieren. Es ist ein Ansatz, der sich nicht nur auf die Entwicklung von Software beschränkt, sondern auch die Art und Weise verändert, wie Teams zusammenarbeiten und wie Produkte an Kund*innen geliefert werden.

Feature Driven Development

Feature Driven Development (FDD) ist eine agile Softwareentwicklungsmethodik, die sich besonders gut für größere Teams und komplexe, umfangreiche Projekte eignet. Entwickelt wurde FDD in den späten 1990ern mit dem Ziel, ein effektives und skalierbares Framework für Softwareentwicklungsteams bereitzustellen. Die Methode fokussiert sich auf die Lieferung von funktionierenden Softwarefeatures, welche durch eine Reihe von zeitlich kurz gehaltenen Iterationen entwickelt werden.

Im Mittelpunkt von FDD stehen die Features. Darunter versteht FDD kleine, von Kund*innen gewünschte Funktionen, die einen Mehrwert bringen und in kurzer Zeit implementiert werden können. Diese Features bilden die Basis für die Planung, die Entwicklung und die Fortschrittsberichte im Projekt. Bei FDD beginnt alles mit einer sorgfältigen Modellierung des zu entwickelnden Systems, um ein tieferes Verständnis der Anforderungen zu gewinnen und eine solide Grundlage für die nachfolgenden Schritte zu schaffen.

Nachdem das Gesamtmodell erstellt wurde, entsteht die eigentliche Feature-Liste. Diese Liste wird priorisiert und in einem Plan festgehalten, der festlegt, welche Features in welcher Reihenfolge entwickelt werden sollen. Jedes Feature durchläuft einen definierten Entwicklungsprozess, der in fünf Aktivitäten gegliedert ist: Entwicklungsplanung, Design, Code-Inspektion, eigentliche Code-Erstellung und Unit-Tests.

Die Rollen innerhalb eines FDD-Projekts sind klar definiert, und jede Rolle hat spezifische Verantwortlichkeiten. Zum Beispiel gibt es einen Chief Architect, der für das Gesamtmodell verantwortlich ist, und Feature Teams, die aus Entwickler*innen und Fachexperten bestehen und die Entwicklung der Features vorantreiben.

Ein Schlüsselelement von FDD ist die Betonung auf regelmäßige, visuelle Berichte über den Fortschritt und die Leistung des Teams. Diese Berichte, oft in Form von farbcodierten Charts oder Fortschrittstabellen, helfen dabei, den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass das Projekt auf Kurs bleibt.

FDD unterscheidet sich von anderen agilen Methoden durch seinen starken Fokus auf vorab definierte und gut verstandene Features sowie durch seine strukturierte Vorgehensweise, die klare Rollen und spezifische, sequenzielle Aktivitäten beinhaltet. Diese Klarheit und Struktur machen FDD besonders attraktiv für größere Teams und Projekte, in denen ein hohes Maß an Koordination und ein strukturierter Ansatz erforderlich sind.

Zukunft des agilen Projektmanagements

Das agile Projektmanagement ist mehr als nur ein Trend oder eine Methode – es ist eine Bewegung und ein Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie wir Arbeit sehen und organisieren. Mit der fortwährenden Digitalisierung und dem Aufkommen von Technologien wie Künstlicher Intelligenz oder dem Internet der Dinge wird die Bedeutung des agilen Projektmanagements weiter zunehmen. Unternehmen, die in der Lage sind, Agilität in ihre DNA zu integrieren, werden nicht nur überleben, sondern leistungsfähiger sein als andere.

Product Owner im Austausch mit dem Team vor einem Whiteboard
Ein agiles Team führt eine Sprint Review durch.
Ein agiles Team führt eine Sprint Review durch.

Fazit

Das agile Projektmanagement bietet Unternehmen aller Größen und Branchen die Chance, in einer sich ständig wandelnden Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch seine Flexibilität, Kundenorientierung und den Fokus auf kontinuierliche Verbesserung stellt es einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Es ist nicht die Frage, ob Unternehmen agil werden sollten, sondern wie und wann.

Weiterführende Ressourcen und Literaturempfehlungen

  • “Scrum: The Art of Doing Twice the Work in Half the Time” von Jeff Sutherland

  • “Kanban: Successful Evolutionary Change for Your Technology Business” von David J. Anderson

  • “Lean Thinking” von James P. Womack und Daniel T. Jones

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