Gewaltfreie Kommunikation: Frau steht mit Post-its in der Hand vor Whiteboard

Gewaltfreie Kommunikation: in 4 Schritten zum besseren Teamverständnis

Kommunikation ist das Herzstück erfolgreicher Teamarbeit. Effektive Kommunikation ermöglicht es Teams, Ideen auszutauschen, Probleme zu lösen und Ziele zu erreichen. Im Eifer des Gefechts kann es jedoch zu Missverständnissen, Spannungen und Konflikten kommen, die das Arbeitsklima belasten und die Produktivität beeinträchtigen. Gewaltfreie Kommunikation (GFK) kann hier helfen.

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Was ist Gewaltfreie Kommunikation?

Gewaltfreie Kommunikation ist ein wirkungsvolles Vorgehen, um eine stärkere, empathischere Verbindung zwischen Menschen zu fördern und Konflikte auf konstruktive Weise zu lösen. Die Methode konzentriert sich auf die klare und respektvolle Artikulation von Bedürfnissen und Gefühlen und hat sich in vielen Kontexten als wirksam erwiesen.

Gewaltfreie Kommunikation ist eine prozessorientierte Sprache, die auf Vertrauen und Aufmerksamkeit basiert. Der US-amerikanische Psychologe Marshall B. Rosenberg (1934-2015) entwickelte sie in den 1960er-Jahren, als er verschiedene Mediationstechniken erforschte und praktizierte.

Rosenberg bezeichnete Gewaltfreie Kommunikation auch als „Sprache des Lebens”. Er war stark von der Philosophie Mahatma Gandhis inspiriert, insbesondere von dessen Konzept des Nicht-Verletzens oder „Ahimsa“. Aus diesem Grund nannte er seine Methode auch „Gewaltfreie Kommunikation (GFK)”, im englischen Original “Non-Violent Communication (NVC)”.

Später gründete Rosenberg das Center for Nonviolent Communication, eine internationale Organisation, die Ausbildungsprogramme in Gewaltfreier Kommunikation anbietet.

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Warum ist Gewaltfreie Kommunikation sinnvoll?

Gewaltfreie Kommunikation wurde erfolgreich in vielen verschiedenen Kontexten eingesetzt, einschließlich Bildung, Konfliktvermittlung, Psychotherapie und sogar in politischen Auseinandersetzungen.

Rosenberg wurde z.B. nach Nigeria eingeladen, um zu versuchen, Konflikte zwischen einigen christlichen und muslimischen Gemeinschaften zu lösen. Diese Konflikte hatten zu Gewalt und sogar zu Toten geführt. Rosenberg führte Workshops durch, in denen er die Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation vermittelte. Er half den Mitgliedern beider Gemeinschaften, ihre Wahrnehmungen und Gefühle auszudrücken und sich auf ihre gemeinsamen Bedürfnisse statt auf ihre Unterschiede zu konzentrieren.

Aber wie kann Gewaltfreie Kommunikation auch in Teams und Unternehmen eingesetzt werden? Und wie kann sie dazu beitragen, Missverständnisse zu klären und ein stärkeres Gefühl der Zusammenarbeit zu fördern? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen nach und geben praktische Tipps für die Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation im Arbeitsalltag.

Ziele der Gewaltfreien Kommunikation

Gewaltfreie Kommunikation ist kein Universalwerkzeug. Das Kommunikationsmodell ist eine bewusste Methode zur Verbesserung von menschlichen Verbindungen, egal ob im privaten oder beruflichen Kontext. Dabei geht es vor allem um folgende vier Punkte:

  • Empathie entwickeln: Ein wesentliches Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist es, Verständnis und Empathie für die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer zu entwickeln.
  • Authentizität fördern: Gewaltfreie Kommunikation will Menschen ermutigen, ihre Gefühle und Bedürfnisse ehrlich auszudrücken, ohne andere zu kritisieren oder zu bewerten.
  • Verbindung herstellen: Indem wir unsere Bedürfnisse und Gefühle ausdrücken und die der anderen wertschätzen, können wir bedeutungsvollere Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen.
  • Konflikte lösen: Gewaltfreie Kommunikation bietet Werkzeuge und Techniken, um Konflikte auf der Basis von gegenseitigem Respekt und Verständnis zu lösen.

Das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist nicht, Menschen und ihr Verhalten zu ändern, um unseren Willen durchzusetzen, sondern Beziehungen aufzubauen, die auf Ehrlichkeit und Empathie basieren, die schließlich die Bedürfnisse aller erfüllen.

Marshall B. Rosenberg
US-amerikanischer Psychologe und Erfinder der Gewaltfreien Kommunikation

Wofür ist Gewaltfreie Kommunikation nicht gedacht?

Wie das obige Zitat von Marshall B. Rosenberg zeigt, dient Gewaltfreie Kommunikation nicht dazu, andere Menschen zu manipulieren oder zu bestimmten Handlungen zu drängen. Ein zentraler Aspekt des Modells ist, dass alle Handlungen auf Freiwilligkeit und gegenseitigem Verständnis beruhen sollen.

Sobald ich Menschen manipuliere oder zu etwas dränge, handeln sie nur noch aus Angst, Schuld oder Scham. Deshalb legt die Gewaltfreie Kommunikation den Schwerpunkt darauf, ehrliche Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Sie konzentriert sich darauf, zu fragen, was wir brauchen, und Wünsche zu formulieren, die helfen diese Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dabei in Forderungen zu verfallen.

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Was ist „gewalttätig“ in unserer Kommunikation?

Eine erste Reaktion auf den Begriff „Gewaltfreie Kommunikation“ ist oft Abwehr: Man stellt sich unter einer nicht-gewaltfreien Kommunikation oft etwas sehr Extremes vor. Dabei birgt schon unsere Alltagssprache ein gewisses Gewaltpotenzial, dessen sich viele nicht bewusst sind.

Wir nutzen diese Sprachmuster, weil wir sie so gelernt haben und weil sie oft auch als gesellschaftliche Norm akzeptiert sind. Auch ist es nicht immer leicht, sich empathisch auf andere einzulassen, speziell wenn man emotional angespannt oder wütend ist.

Hier sind einige einfache und zum Teil überspitzte Beispiele für Muster und destruktive Fallen. Auch wenn Menschen nicht immer in diese Fallen tappen, ist es wichtig, sich dieser Muster bewusst zu sein und zu verstehen, dass sie oft Teil unseres (beruflichen) Alltags sind:

  1. Moralische Urteile fällen
    Aus Beobachtungen direkt eine Bewertung über den Charakter der anderen Person ableiten: „Das eigentliche Problem ist, dass Du immer so unstrukturiert bist.“
  2. Vergleiche anstellen
    Sich oder andere vergleichen, um negative Eigenschaften hervorzuheben: „Warum können Sie nicht mehr wie Ihr Kollege sein? Er macht nie solche Fehler.“
  3. Verantwortung für eigene Bedürfnisse und Gefühle an andere abschieben
    Die Schuld für das eigene Empfinden im Umfeld oder bei anderen Personen suchen und die eigene Handlungsfähigkeit damit untergraben: „Sie machen mich immer so wütend.“
  4. Wünsche als Forderungen formulieren
    Andere unter Druck setzen oder dazu zwingen, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten: „Übernimm endlich mehr Verantwortung!“
  5. Schuldzuweisungen
    Jemandem die Schuld für ein Problem oder eine Situation zu geben, anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen oder die Verantwortung zu teilen: „Dieses Projekt ist gescheitert, weil Sie Ihre Aufgaben nicht erledigt haben.“
  6. Rein destruktive Kritik
    Andere ausschließlich kritisieren oder abwerten, anstatt konstruktives Feedback zu geben oder ihre Stärken und Erfolge anzuerkennen: „Ihre Präsentation war eine totale Katastrophe. Sie können das einfach nicht.“
  7. Defensivität
    Sich automatisch angegriffen oder bedroht fühlen und in die Defensive gehen, anstatt offen für Feedback oder andere Perspektiven zu sein: „Ich habe mein Bestes gegeben. Du gibst mir einfach zu viele Aufgaben und erwartest, dass ich alles perfekt mache.“
  8. Stonewalling
    Sich emotional oder verbal zurückziehen und nicht mehr auf den anderen reagieren, anstatt aktiv zuzuhören und am Gespräch teilzunehmen: Schweigen, Augen verdrehen, sich abwenden und nicht mehr auf die Äußerungen des anderen reagieren.
  9. Manipulation
    Versuchen, andere zu dominieren oder zu kontrollieren, anstatt auf Kooperation und Kompromisse hinzuarbeiten: „Ich erwarte, dass jeder das ab sofort andere Aufgaben zurückstellt und sich nur diesem Projekt widmet. Wer nicht mitzieht, sollte vielleicht seine Rolle im Team überdenken.“
  10. Passive Aggressivität
    Indirekt negative Gefühle oder Unzufriedenheit ausdrücken, anstatt offen und ehrlich über seine Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen: Augenrollen, Seufzen, ironische Kommentare, indirekte negative Bemerkungen.
  11. Schwarz-Weiß-Denken
    Situationen oder Menschen in extreme Kategorien (gut/böse, richtig/falsch) einordnen, anstatt die Komplexität und Nuancen zu erkennen: „Wenn Sie nicht für mich sind, dann sind Sie gegen mich.“ oder „Entweder wir machen das genau so oder wir machen es nicht.“
  12. Generalisierung
    Aufgrund eines einzigen Ereignisses oder Beispiels weitreichende Schlussfolgerungen ziehen, anstatt die Gesamtsituation oder andere Faktoren zu berücksichtigen: „Tim kommt immer zu spät. Er ist so unzuverlässig und hat keinen Respekt für unsere Zeit.“
Gewaltfreie Kommunikation: Kolleg*innen in einem Stand-up-Meeting
Bei der Gewaltfreien Kommunikation geht es darum, ehrliche Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken.
Bei der Gewaltfreien Kommunikation geht es darum, ehrliche Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken.

Gewaltfreie Kommunikation: das 4-Schritte-Modell

Gewaltfreie Kommunikation ist eine kraftvolle Methode, um Beziehungen zu stärken, Konflikte zu lösen und einen respektvollen Austausch zu fördern. Im Zentrum der Kommunikationsmethode steht ein 4-Schritte-Modell, das eine klare Struktur für eine effektive und einfühlsame Kommunikation bietet.

Wer diese vier Schritte befolgt, drückt sich bewusst, mitfühlend und gewaltfrei aus. Dies ermöglicht es, die eigenen Bedürfnisse zu verstehen und auf die Bedürfnisse anderer einzugehen.

1. Beobachten ohne zu bewerten

Der erste Schritt besteht darin, eine konkrete Situation zu beschreiben, ohne sie zu bewerten oder zu interpretieren. Sie konzentrieren sich auf das, was Sie tatsächlich sehen oder hören, und nicht auf Ihre Meinungen oder Annahmen darüber.

Ich habe bemerkt, dass Sie in der letzten Woche dreimal erst nach 9 Uhr zur Arbeit gekommen sind.“ statt „Sie sind immer zu spät.“

Beispiel

2. Gefühle wahrnehmen und ausdrücken

Im zweiten Schritt drücken Sie aus, wie Sie sich aufgrund der beschriebenen Situation fühlen. Es ist wichtig, echte Gefühle zu benennen und keine Vorwürfe zu machen.

Ich fühle mich frustriert.“ statt „Ich fühle, dass Sie sich nicht genug anstrengen.“

Beispiel

Auch typische Floskeln wie „Ich fühle mich angegriffen.“ sind keine tatsächlichen Gefühlsregungen, sondern eine Interpretation des Verhaltens der anderen Person. Man spricht hier daher auch von Tätergefühlen oder Pseudogefühlen.

3. Bedürfnisse erkennen und Verantwortung dafür übernehmen

Im dritten Schritt teilen Sie das Bedürfnis mit, das mit Ihrem Gefühl verbunden ist. Dieses Bedürfnis sollte nicht in Form einer spezifischen Handlung oder Forderung ausgedrückt werden, sondern als grundlegendes menschliches Bedürfnis.

Mir ist Verlässlichkeit in unserem Team wichtig.“ statt „Ich brauche, dass Sie immer pünktlich zur Arbeit kommen.“

Beispiel

4. Bitten/Wünsche formulieren, die auch wirklich welche sind

Schließlich machen Sie im vierten Schritt eine konkrete Bitte, die auf Ihrem Bedürfnis basiert, aber auch Raum für die Bedürfnisse der anderen Person lässt. Daher sollte diese Bitte klar, spezifisch und machbar sein und auch wirklich als aufrichtige Bitte formuliert werden, nicht als (versteckte) Forderung.

Könnten wir gemeinsam über mögliche Wege sprechen, wie Sie öfter pünktlich zur Arbeit kommen?“ statt „Sie müssen morgens pünktlich sein.“

Beispiel

Wie kann Gewaltfreie Kommunikation Teams helfen?

In der heutigen Arbeitswelt, die von dynamischen Veränderungen und unterschiedlichen Teamstrukturen wie Hybrid-, Remote- und verteilten Teams geprägt ist, kommt es häufig zu Störungen. Gewaltfreie Kommunikation bietet einen Lösungsansatz, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Durch den Fokus auf empathische Kommunikation und das 4-Schritte-Modell können Teams

  • Dysfunktionen auflösen,
  • Vertrauen nachhaltig fördern,
  • Konflikte effektiv lösen und
  • Missverständnisse in der Kommunikation reduzieren.

Gewaltfreie Kommunikation unterstützt Teams dabei, ein harmonisches und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen.

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Dysfunktionen im Team auflösen

Es gibt mehrere Teamdysfunktionen, die häufig nur als „Kommunikationsprobleme“ bezeichnet werden. Sie haben jedoch sehr starke Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und die Teamleistung. Der Berater und Autor Patrick Lencioni hat 5 zentrale Teamdysfunktionen identifiziert, die sich negativ auf die Zusammenarbeit auswirken:

  1. Fehlen von Vertrauen: Teammitglieder sind nicht bereit, sich gegenseitig zu öffnen und Schwächen, Unzulänglichkeiten oder Fehler einzugestehen.
  2. Angst vor Konflikten: Teammitglieder scheuen kontroverse Debatten oder Reibungen und bevorzugen künstliche Harmonie.
  3. Fehlende Verbindlichkeit: Teammitglieder können sich nicht zu gemeinsamen Vorgehensweisen bekennen.
  4. Vermeidung von Verantwortung: Teammitglieder zögern, Kolleg*innen auf Leistung oder Verhalten anzusprechen, das nicht den gemeinsamen Prinzipien oder Verhaltensnormen entspricht.
  5. Fehlende Orientierung auf gemeinsame Ziele: Teammitglieder legen mehr Wert auf persönliche Ziele und Erfolge als auf die Ergebnisse des Teams.
Infografik über die fünf Dysfunktionen eines Teams
Die 5 Dysfunktionen eines Teams nach Patrick Lencioni.
Die 5 Dysfunktionen eines Teams nach Patrick Lencioni.

Mangelndes Vertrauen ist oft die grundlegendste und am weitesten verbreitete Dysfunktion. Es legt den Grundstein für andere Störungen und behindert das Team erheblich. Wenn Teammitglieder sich nicht trauen, Schwächen oder Bedenken zu äußern, kann dies zu Missverständnissen und Konflikten führen, die Verantwortlichkeit und Ergebnisorientierung beeinträchtigen und letztlich die Teamleistung verringern.

Gewaltfreie Kommunikation kann helfen, dieses grundlegende Vertrauen aufzubauen und zu stärken. Sie ermutigt die Teammitglieder, ihre Gefühle und Bedürfnisse offen auszudrücken, einander respektvoll und einfühlsam zuzuhören und auf Konflikte konstruktiv zu reagieren.

Vertrauen nachhaltig fördern

Eine nachhaltige Förderung von Vertrauen im Team ist ein entscheidender Faktor, um die Funktionalität der Gruppe zu verbessern. Doch wie entsteht Vertrauen? Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Autor David H. Maister hat gemeinsam mit Charles H. Green und Robert M. Galford mit der „Vertrauensangleichung“ ein Konzept entwickelt, das die Grundlagen von Vertrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen aufzeigt. In ihrem Buch „The Trusted Advisor“ beschreiben sie die zentralen Elemente, die zur Entstehung von Vertrauen beitragen: Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Intimität und Selbstorientierung.

Obwohl dieses Modell nicht explizit mit der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) verbunden ist, gibt es gewisse Überschneidungen und Synergien zwischen beiden.

  • Glaubwürdigkeit: Glaubwürdigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil von Vertrauen. Es geht um die Fähigkeit der Teammitglieder, anderen zu vertrauen, dass sie die Wahrheit sagen, ihre Fähigkeiten einbringen und ethisch handeln. Glaubwürdigkeit entsteht durch Ehrlichkeit, Transparenz und die Fähigkeit, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. In der Gewaltfreien Kommunikation geht es darum, ehrlich und authentisch zu sein. Wenn Menschen ihre Gefühle und Bedürfnisse offen teilen und ihre Anliegen klar formulieren, werden sie als glaubwürdiger wahrgenommen.
  • Zuverlässigkeit: Zuverlässigkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Sie bezieht sich darauf, dass die Teammitglieder ihre Versprechen und Zusagen einhalten und die Erwartungen anderer erfüllen. Dies stärkt das Vertrauen. Die Vertrauensgleichung zeigt, dass wiederholte Zuverlässigkeit zu mehr Vertrauen führt. Gewaltfreie Kommunikation kann dazu beitragen, Zuverlässigkeit zu fördern, indem sie hilft, klare Vereinbarungen zu treffen und Missverständnisse oder Konflikte zu lösen. Wenn Menschen ihre Versprechen halten und auf der Grundlage ihrer Bedürfnisse und Werte handeln, werden sie als zuverlässiger wahrgenommen.
  • Intimität: Intimität spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Damit ist gemeint, dass sich die Teammitglieder einander öffnen, ehrlich über ihre Gefühle und Sorgen sprechen und Verletzlichkeit zulassen. Das Kennenlernen auf einer persönlicheren Ebene und der Aufbau von Beziehungen vertieft das Vertrauen. Durch die Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation bauen Menschen eine tiefere Verbindung und Vertrautheit mit anderen auf. Wenn Menschen ihre Gefühle und Bedürfnisse offen mitteilen und empathisch auf die Gefühle und Bedürfnisse anderer reagieren, entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit, die Intimität fördert.
  • Selbstorientierung: Schließlich spielt auch die Selbstorientierung eine Rolle. Dieser Aspekt bezieht sich auf das Ausmaß, in dem ein Teammitglied seine eigenen Interessen über die Interessen des Teams stellt. Wenn jemand stark selbstorientiert handelt und vor allem auf seinen persönlichen Gewinn bedacht ist, leidet das Vertrauen im Team. Ein geringes Maß an Selbstorientierung ist wichtig, um Vertrauen aufzubauen und eine kooperative Atmosphäre zu schaffen. Gewaltfreie Kommunikation fördert eine Haltung der gegenseitigen Rücksichtnahme und Zusammenarbeit, anstatt nur auf die eigenen Interessen zu achten. Wenn Menschen zeigen, dass sie die Bedürfnisse und Wünsche anderer genauso wertschätzen wie ihre eigenen, werden sie als weniger selbstbezogen wahrgenommen.
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Konfliktlösung unterstützen

In Teams können viele verschiedene Arten von Konflikten auftreten. Die häufigsten sind

  • Meinungsverschiedenheiten über Ziele oder Strategien
  • Rollenkonflikte (wer ist für was verantwortlich)
  • Interessenkonflikte (unterschiedliche Prioritäten oder Ressourcenanforderungen)
  • Prozesskonflikte (wie Aufgaben erledigt werden sollen)
  • Beziehungskonflikte (zwischenmenschliche Probleme oder Kommunikationsprobleme)

Gewaltfreie Kommunikation kann dabei helfen, Konflikte im Team zu lösen. GFK unterscheidet dabei klar zwischen Bedürfnissen und Strategien. Eine nachhaltige Konfliktlösung ist meistens nur auf der Ebene der Bedürfnisse möglich:

  • Bedürfnisse sind universell und unveränderbar. Alle Menschen haben die gleichen Grundbedürfnisse wie Sicherheit, Liebe, Anerkennung, Zugehörigkeit, Autonomie oder Selbstverwirklichung. Diese Bedürfnisse sind nicht verhandelbar – sie machen uns als Menschen aus.
  • Strategien hingegen sind die spezifischen Wege, die wir einschlagen, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. Sie sind variabel und anpassbar. Wenn eine Strategie nicht funktioniert (d.h. unsere Bedürfnisse nicht erfüllt), können wir eine andere Strategie wählen.

Beispiel: Konfliktlösung mit Gewaltfreier Kommunikation in einem Projektteam

Stellen Sie sich ein Projektteam vor, in dem sich Teammitglied A darüber beschwert, dass Teammitglied B in Besprechungen ständig unterbricht und die Diskussion mit seinen eigenen Ideen dominiert.

  • Bedürfnis von Teammitglied A: Das universelle Bedürfnis von Person A könnte Verbundenheit und gegenseitiger Respekt sein. Sie möchte, dass möglichst alle Ideen und Beiträge in den Meetings ernst genommen und berücksichtigt werden.
  • Strategie Teammitglied A: As spezifische Strategie zur Befriedigung dieses Bedürfnisses könnte sein, eine klare Agenda mit festen Zeitblöcken für jedes Thema zu erstellen.
  • Bedürfnis von Teammitglied B: Das universelle Bedürfnis von B könnte Partizipation oder Bedeutung sein. Die Person möchte aktiv zum Projekterfolg beitragen und sicherstellen, dass ihre Ideen als wichtig und wertvoll anerkannt werden.
  • Strategie Teammitglied B: Bs spezifische Strategie zur Befriedigung dieses Bedürfnisses könnte darin bestehen, ihre Ideen aktiv in Besprechungen einzubringen und sich möglichst an allen Diskussionen zu beteiligen, um sicherzustellen, dass ihre Ideen berücksichtigt werden.

Ein Konflikt entsteht hier, weil die Strategie von B (das Unterbrechen in Meetings) das Bedürfnis von A nach Verbundenheit und Rücksichtnahme verletzt. Wenn Sie nun versuchen, diesen Konflikt auf der Ebene der Strategie zu lösen, werden A und B keine gemeinsame Lösung finden oder eine der beiden Parteien wird ihr Verhalten nur aus Schuldgefühlen oder mit großer Verärgerung ändern.

Wenn jedoch beide die zugrundeliegenden Bedürfnisse erkennen und artikulieren, können sie nach einer neuen Strategie suchen, die beiden Bedürfnissen gerecht wird. Zum Beispiel könnten sie

  • feste Redezeiten für jedes Teammitglied festlegen oder
  • eine strukturierte Brainstorming-Sitzung planen, in der jeder genug Zeit hat, seine Ideen ohne Unterbrechung zu äußern.

Gewaltfreie Kommunikation kann hier ein hilfreiches Werkzeug sein, um die zugrundeliegenden Bedürfnisse und Gefühle jedes Teammitglieds zu identifizieren und zu artikulieren. Anstatt sich auf die Festigung von Standpunkten zu konzentrieren, fördert das Kommunikationsmodell das Verständnis und die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Beteiligten. Dies kann zu konstruktiven Lösungen führen, die für alle Teammitglieder akzeptabel sind.

Missverständnisse in der Kommunikation reduzieren

Missverständnisse in der Kommunikation können zu vielen Problemen führen, einschließlich Frustration, ineffektiver Arbeit und schlechter Teammoral. Oft entstehen diese Missverständnisse, weil die Botschaft des Sprechers nicht genau das ist, was der Zuhörer versteht. Dies kann auf kulturelle Unterschiede, unterschiedliche Kommunikationsstile oder einfach auf eine mehrdeutige Ausdrucksweise zurückzuführen sein.

Das Vier-Seiten-Modell (auch bekannt als das Vier-Ohren-Modell) des deutschen Psychologen Friedemann Schulz von Thun veranschaulicht diesen Prozess sehr gut. Es besagt, dass jede Botschaft, die wir aussenden, vier verschiedene Aspekte oder „Seiten“ hat: den Sachinhalt, den Appell, die Beziehungsebene und die Selbstoffenbarung. Jede dieser Seiten wird von einem der „vier Ohren“ des Empfängers wahrgenommen. Missverständnisse können entstehen, wenn Sender und Empfänger unterschiedliche „Ohren“ benutzen.

Beispiel: Missverständnis im Team lösen

Stellen Sie sich zum Beispiel vor, ein Teammitglied, nennen wir es Lisa, äußert in einem Meeting, dass die Prioritäten für ein Projekt neu überdacht werden müssen. Ihre Aussage kann von jemand anderem im Team, nennen wir ihn Tom, nach den „vier Ohren“ auf verschiedene Weisen interpretiert bzw. „gehört“ werden.

  1. Sachebene: „Wir haben die falschen Prioritäten für das Projekt gesetzt und müssen sie ändern.“
  2. Appell: „Ihr solltet eure Arbeitsweise ändern und die Prioritäten neu bewerten.“
  3. Beziehung: „Ich glaube nicht, dass ihr in der Lage seid, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“
  4. Selbstoffenbarung: „Ich bin unzufrieden mit der aktuellen Richtung des Projekts.“

Hört Tom jetzt sehr stark mit dem „Beziehungs-Ohr“ würde er reagieren, indem er sich verteidigt oder sogar Lisa kritisiert. Mit Gewaltfreier Kommunikation könnte Tom stattdessen seine Bedürfnisse und Gefühle sichtbar machen und so antworten: „Lisa, als du das heute in der Besprechung gesagt hast, habe ich mich beunruhigt gefühlt, weil ich das Gefühl hatte, dass unsere bisherige Arbeit nicht wertgeschätzt wird. Aber Wertschätzung und Klarheit sind mir wichtig. Könnten wir vielleicht über die konkreten Bereiche sprechen, in denen du denkst, dass wir die Prioritäten überdenken sollten?“

Mit diesem Ansatz, anstatt sich zu verteidigen oder zum Gegenangriff überzugehen, öffnet Tom den Weg für ein konstruktives Gespräch, das Missverständnisse ausräumen und zu einer effektiveren Zusammenarbeit führen kann.

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Herausforderungen von hybriden, Remote-Teams und verteilten Teams angehen

Hybride, remote und verteilte Teams stellen besondere Herausforderungen an Kommunikation und Zusammenarbeit. Ohne die Möglichkeit der regelmäßigen persönlichen Interaktion können Missverständnisse, Konflikte und Isolation häufiger auftreten. Gleichzeitig erschweren technische Probleme und unterschiedliche Zeitzonen die Kommunikation.

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein verteiltes Team mit Mitarbeitenden, die vor Ort arbeiten, und solchen, die remote tätig sind. In einer bestimmten Woche gibt es eine Reihe wichtiger Besprechungen, von denen einige persönlich und andere online stattfinden. Ein Remote-Mitarbeitender äußert seine Besorgnis darüber, dass er sich ausgeschlossen fühlt, weil er nicht an den persönlichen Besprechungen teilnehmen kann. Er drückt dies jedoch in einer Weise aus, die als Beschwerde oder Vorwurf aufgefasst werden könnte: „Ich fühle mich immer ausgeschlossen, weil ich nicht vor Ort bin“.

In der üblichen Kommunikationsweise könnte dies zu einer Abwehrhaltung, Schuldzuweisungen oder Missverständnissen führen: „Dann komm doch ins Büro und sitz nicht die ganze Zeit zu Hause rum“.

Mit Gewaltfreier Kommunikation könnte ein*e Kolleg*in folgendermaßen reagieren: „Ich höre, dass du besorgt bist, weil du dich von wichtigen Diskussionen und Entscheidungen ausgeschlossen fühlst, wenn Meetings nur vor Ort stattfinden. Du möchtest dich als vollwertiges Mitglied des Teams fühlen und an allen relevanten Diskussionen teilnehmen. Habe ich das richtig verstanden?” Und dann: „Wäre es für dich hilfreich, wenn wir versuchen würden, alle Meetings auch online zugänglich zu machen oder sicherzustellen, dass du über die Ergebnisse der persönlichen Meetings informiert wirst?“

In diesem Fall hat die Gewaltfreie Kommunikation geholfen, die Kommunikation offen, empathisch und konstruktiv zu gestalten und eine Lösung zu finden, die dem Bedürfnis des Remote-Mitarbeitenden nach Partizipation und Fairness gerecht wird. Gerade weil GFK dazu ermutigt, sich klar auszudrücken und offen über Bedürfnisse zu sprechen (oder danach zu fragen), hilft sie in Remote-Kontexten, in denen nonverbale Signale kaum wahrgenommen oder fehlinterpretiert werden können. Missverständnisse und Frustrationen können so minimiert werden.

Gewaltfreie Kommunikation: Mann sitzt vorm Computer
In hybrid arbeitenden oder verteilten Teams kann es leicht zu Missverständnissen oder Konflikten kommen. Gewaltfreie Kommunikation kann auch hier helfen.
In hybrid arbeitenden oder verteilten Teams kann es leicht zu Missverständnissen oder Konflikten kommen. Gewaltfreie Kommunikation kann auch hier helfen.

Gewaltfreie Kommunikation: beliebte Fehler

Auch bei der Gewaltfreien Kommunikation kann man viel falsch machen. Die Methode ist nicht nur ein Kommunikationsmodell. Die innere Haltung ist entscheidend. Dies wird von vielen Anwendern gerade zu Beginn vernachlässigt. Aber auch mangelnde Übung oder eine unvollständige Anwendung der vier Schritte führen dazu, dass das Konzept nicht funktioniert. Hier ein Überblick über die häufigsten Missverständnisse und Fehler in der Gewaltfreien Kommunikation.

Es geht um Haltung, nicht nur um Sprache

Gewaltfreie Kommunikation wird oft missverstanden als eine Reihe von Techniken oder Formeln, die man „anwenden muss“. Sprache ist wichtig. Aber Gewaltfreie Kommunikation ist in erster Linie eine innere Haltung, eine Lebenseinstellung. Es geht darum, eine empathische Haltung zu entwickeln und zu kultivieren und nicht nur darum, die richtigen Worte zu finden.

Fehlende Übung

Gewaltfreie Kommunikation erfordert Übung. Es ist keine Methode, die man von heute auf morgen perfekt beherrscht. Oft braucht es Zeit und Wiederholungen. Es ist ähnlich wie beim Erlernen einer Fremdsprache. Wenn ich sie nicht regelmäßig anwende, kann ich sie auch nicht verinnerlichen.

Unvollständige Anwendung der vier Schritte

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte) sind miteinander verbunden. Sie müssen vollständig durchlaufen werden. Das Überspringen oder Auslassen eines Schrittes kann dazu führen, dass die Kommunikation nicht als „gewaltfrei“ wahrgenommen wird.

Insbesondere die Schritte „Gefühle“ oder „Bedürfnisse“ werden anfangs oft übersprungen oder mit ausweichenden Formulierungen „umgangen“, weil man es (vor allem im beruflichen Kontext) nicht gewohnt ist, über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen.

Einsatz als Manipulationstool

Gewaltfreie Kommunikation ist ein Mittel zur Förderung von Verständnis und Verbindung, nicht zur Manipulation. Sie kann jedoch missbraucht werden, um andere zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Dies geschieht, indem man vorgibt, die Bedürfnisse des Gegenübers zu berücksichtigen, während man in Wirklichkeit nur seine eigenen Ziele verfolgt.

Schwierigkeiten bei starken Emotionen

In emotional aufgewühlten Momenten kann es schwierig sein, sich an die Prinzipien des Kommunikationsmodells zu erinnern und sie anzuwenden. Starker Ärger, Angst oder Traurigkeit können dazu führen, dass man in gewohnte Muster der Anklage oder Verteidigung zurückfällt.

Erwartung einer sofortigen Veränderung

Manchmal erwarten Menschen, dass sich die Dinge sofort ändern, wenn sie mit der Gewaltfreien Kommunikation beginnen. Aber Veränderung braucht Zeit und Geduld. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Lernprozess durch GFK oft langsam und schrittweise ist.

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Gewaltfreie Kommunikation: 6 Tipps für die Praxis

Wie bereits erwähnt, erfordert Gewaltfreie Kommunikation Übung. Es wird einige Zeit dauern, bis Sie diese Kommunikationsmethode effektiv anwenden können. Hier finden Sie sechs Tipps, wie Sie die Gewaltfreie Kommunikation in Ihren beruflichen und privaten Alltag integrieren können.

1. Lernen Sie zu beobachten, ohne zu bewerten

Üben Sie zunächst, neutral zu beobachten. Eine Beobachtung ist niemals wertend oder interpretierend. Es geht darum, das Verhalten oder die Situation so zu beschreiben, wie es eine Videokamera aufnehmen würde. Dies hilft, den Gesprächspartner nicht von vornherein in die Defensive zu drängen und eine offene Kommunikation zu ermöglichen.

Fragen Sie sich: „Habe ich eine Aussage gemacht, die frei von eigenen Meinungen, Interpretationen oder Wertungen ist?“ oder „Habe ich eine Aussage gemacht, die auf Tatsachen beruht, die mit meinen Sinnen wahrnehmbar sind (sehen, hören etc.)? Oder schreiben Sie Ihre Beobachtungen auf und stellen Sie sich die Frage: „Würde jemand anderes in dieser Situation das Gleiche aufschreiben?”

Gewaltfreie Kommunikation: Mann mit Smartphone filmt Zuschauer eines Vortrags
Stellen Sie sich vor, wie eine Kamera die Situation aufnehmen würde.
Stellen Sie sich vor, wie eine Kamera die Situation aufnehmen würde.

2. Üben Sie Selbstempathie

Ein erster Schritt zu mehr Empathie für andere und zur Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation ist die Empathie für sich selbst. Dazu gehört, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und zu respektieren, aber auch, sie ausdrücken zu können. Dazu kann es hilfreich sein, sich regelmäßig am Tag ein paar Minuten Zeit für Selbstempathie zu nehmen. Dies kann zum Beispiel in Form von kurzen Pausen geschehen, in denen man sich fragt: „Wie geht es mir gerade? Was brauche ich gerade?“ Dabei geht es nicht darum, sofort eine Lösung für alle Probleme zu finden, sondern einfach präsent und achtsam mit sich selbst umzugehen.

Je mehr man diese Fähigkeit übt, desto selbstverständlicher wird sie. Schließlich kann die Fähigkeit zur Selbstempathie dazu beitragen, authentischer mit sich selbst und anderen umzugehen. Die Entwicklung von Selbstempathie kann auch dazu beitragen, ein besseres Selbstwertgefühl und eine höhere emotionale Intelligenz zu entwickeln. Denn wer seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse besser versteht, kann auch besser verstehen, was andere fühlen und brauchen.

3. Verwenden Sie Ich-Botschaften

Mit Ich-Botschaften übernehmen Sie Verantwortung für Ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse und vermeiden Schuldzuweisungen. Statt zu sagen: „Du lässt immer deine Sachen liegen. Das ist so unordentlich!“ (Du-Botschaft), könnte man sagen: „Wenn ich sehe, dass Sachen auf dem Boden liegen, fühle ich mich frustriert, weil mir Ordnung und Sauberkeit wichtig sind.“ (Ich-Botschaft).

Es kann hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation nicht darin besteht, das Verhalten des anderen zu ändern, sondern unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Mit der Zeit kann diese Art der Kommunikation zu mehr Verständnis und weniger Konflikten führen.

Wenn ich sehe, dass Sachen auf dem Boden liegen, fühle ich mich frustriert, weil mir Ordnung und Sauberkeit wichtig sind.

Ich-Botschaft

4. Praktizieren Sie „wohlwollendes Unterstellen“

Das Prinzip des „wohlwollenden Unterstellens“ oder der „positiven Absicht“ ist zwar kein expliziter Bestandteil der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg, aber es ergänzt das Modell und ist mit seiner Grundhaltung kompatibel.

Das Prinzip des wohlwollenden Unterstellens geht davon aus, dass Menschen grundsätzlich in guter Absicht handeln, auch wenn ihre Handlungen negative Auswirkungen haben können. Dies bedeutet nicht, dass das Verhalten der Person notwendigerweise akzeptiert oder entschuldigt wird. Vielmehr dient diese Annahme dazu, die Kommunikation offen und konstruktiv zu halten. Sie schafft zudem die Möglichkeit, die zugrunde liegenden Bedürfnisse oder Absichten, die das Verhalten der anderen Person geleitet haben, zu erforschen.

Indem wir davon ausgehen, dass die andere Partei in gutem Glauben gehandelt hat, können wir es vermeiden, sie vorzuverurteilen, zu entmenschlichen oder uns in ein defensives oder beschuldigendes Verhalten zu begeben. Stattdessen ermöglicht uns diese Haltung, neugierig zu bleiben und ein tieferes Verständnis für die Perspektive der anderen Person zu entwickeln.

5. Führen Sie ein Kommunikations-Tagebuch

Ein Kommunikationstagebuch kann ein nützliches Instrument sein, um Ihre Fortschritte zu verfolgen und Ihre Kommunikationsgewohnheiten besser zu verstehen. Sie können darin festhalten, was in bestimmten Gesprächen oder Situationen passiert ist, wie Sie sich dabei gefühlt haben, welche Bedürfnisse betroffen waren und wie Sie reagiert haben. Sie können auch aufschreiben, was Sie beim nächsten Mal anders machen möchten. Einige hilfreiche Fragen für ein Kommunikationstagebuch sind zum Beispiel:

  • Wie war die Situation?
  • Was habe ich in dieser Situation gesagt?
  • Was habe ich gefühlt und was war mein Bedürfnis?
  • Welche Bedürfnisse und Gefühle vermute ich bei der anderen Person?
  • Was könnte ich das nächste Mal in einer ähnlichen Situation sagen?

6. Starten Sie Meetings mit einer GFK-Minute

Ein bewährter Ansatz, die Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation in den Arbeitsalltag zu integrieren, ist die Einführung einer „GFK-Minute“ zu Beginn von Besprechungen. Die Idee dahinter ist, sich einen kurzen Moment Zeit zu nehmen, um sich auf die Grundprinzipien der Gewaltfreien Kommunikation zu besinnen und diese in den Vordergrund zu stellen.

In dieser Minute könnten Sie zum Beispiel kurz die vier GFK-Schritte wiederholen: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Sie könnten auch ein konkretes Beispiel für eine Situation geben, in der diese Methode erfolgreich angewendet wurde. Oder Sie stellen eine Reflexionsfrage, die zum Nachdenken über die eigene Kommunikation anregt. Beispiel: „In welcher Situation der letzten Woche hätte ich die Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation besser anwenden können? Und wie hätte das das Ergebnis verändert?”

Die GFK-Minute kann helfen, eine Atmosphäre der Offenheit und des Respekts zu schaffen und die Teilnehmer daran zu erinnern, sich auf eine konstruktive, einfühlsame Kommunikation zu konzentrieren. Sie kann auch dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf ihre eigene Kommunikation und ihr Verhalten gegenüber anderen Teilnehmern zu lenken.

Es ist wichtig, die GFK-Minute nicht als zusätzliche Verpflichtung oder als weitere „Aufgabe“ auf der Tagesordnung zu sehen. Stattdessen sollte sie als Gelegenheit gesehen werden, die Sitzung auf positive und konstruktive Weise zu beginnen und den Ton für den Rest der Sitzung zu setzen.

Effektive Teammeetings: Meeting mit Time-Timer
Mit einer GFK-Minute zu Beginn einer Besprechung können Sie den Ton des Meetings festsetzen und den Termin konstruktiv starten.
Mit einer GFK-Minute zu Beginn einer Besprechung können Sie den Ton des Meetings festsetzen und den Termin konstruktiv starten.

Abschluss

Gewaltfreie Kommunikation ist ein wirkungsvoller Ansatz, um Beziehungen zu stärken und Missverständnisse zu minimieren. Im beruflichen Kontext spielt sie eine entscheidende Rolle, um Vertrauen aufzubauen, Konflikte effektiv zu lösen und eine harmonische Teamdynamik zu fördern.

Gewaltfreie Kommunikation sollte jedoch nicht als starres Regelwerk verstanden werden, sondern als Werkzeug, um Empathie zu fördern und eine mitfühlende Gesprächskultur zu etablieren. Sie erfordert Übung, Geduld und Flexibilität.

Probieren Sie selbst aus, wie Gewaltfreie Kommunikation Ihnen und Ihrem Team helfen kann, eine wertschätzende und verbindende Kommunikation zu pflegen. Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen mit dem Modell mitteilen.

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