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Agile Frameworks: 13 Vorgehensmodelle im Überblick

Agile Frameworks wie Design Thinking, Scrum oder Kanban sind recht verbreitet und werden bereits in vielen Unternehmen angewendet. Doch neben den Rockstars gibt es eine ganze Reihe von Modellen, die agile Teams je nach Kontext und Situation ebenfalls in Betracht ziehen sollten. In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick zu 13 Vorgehensmodellen für die agile Arbeit.

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Agile Framework: kompakte Definition

Ein agiles Framework ist ein Set von Regeln, Prozessen, Rollen und Praktiken, das eine agile Arbeitsweise im Projektmanagement und in der Produktentwicklung ermöglicht. Es bietet eine klare Struktur und Vorgehensweise, um agile Methoden in einer organisierten Art und Weise einzusetzen.

Agile Frameworks beruhen auf den vier agilen Werten: Kundenzentrierung, Anpassungsfähigkeit, Wirkungsfähigkeit und Verbundenheit. Mit diesen als Fundament definieren sie einen Rahmen, um die Zusammenarbeit einer Gruppe zu organisieren. Damit ein Team mit ihnen erfolgreich ist, braucht es jedoch nicht nur die Frameworks, sondern auch die passende, agile Haltung.

Agile Frameworks vs. Agile Methoden

Agile Frameworks und agile Methoden werden oft miteinander verwechselt. Dabei gibt es einige wichtige Unterschiede zwischen ihnen.

Die 7 Ebenen der agilen Arbeit
Vorgehensmodelle geben einen Rahmen, während Methoden in konkreten Situationen helfen.
Vorgehensmodelle geben einen Rahmen, während Methoden in konkreten Situationen helfen.

Was sind agile Frameworks?

Agile Frameworks sind allgemeine Ansätze und Prinzipien, die agile Werte im Projektmanagement und in der Produktentwicklung fördern. Sie liefern einen groben Rahmen, in dem ein Team seine Zusammenarbeit organisiert. Dabei werden oftmals idealisierte Normen, ritualisierbare Abläufe, Rollen und Praktiken beschrieben. Sie helfen dabei, dem Alltag eines Teams Struktur zu geben.

Frameworks werden abhängig von der Situation und den taktischen Zielen gewählt, auf die ein Team hinarbeitet. Entscheidend ist dabei, welche Art der Arbeit ein Team zu erfüllen hat:

  • Ein Team entwickelt eine neue Lösung für ein Problem. Es muss Anforderungen künftiger Nutzer*innen kennenlernen und nutzt Expertenwissen verschiedener Personen, um zu einer Lösung zu kommen. Es muss Neues lernen, experimentieren und nähert sich schrittweise einer Lösung.
  • Ein Team arbeitet die immer gleichen Aufgaben ab. Es kommen regelmäßig neue Anfragen rein und der Fokus liegt darauf, die richtigen Prioritäten festzulegen und den Bearbeitungsstatus sichtbar zu machen.

Was sind agile Methoden?

Agile Methoden helfen hingegen bei konkreten Herausforderungen in der täglichen Zusammenarbeit. Mit definierten Regeln und Prozesse liefern sie konkrete Schritte, mit denen bestimmte Aufgaben im Alltag erledigt werden. Im Projektmanagement lassen sich Methoden zum Beispiel in diese Kategorien unterteilen:

  • Aufgaben definieren
  • Aufwände schätzen
  • Aufgaben priorisieren
  • Arbeit organisieren
  • Entscheidungen treffen
  • Ergebnisqualität steigern
  • Fortschritt messen

Im Produktmanagement lassen sich Methoden in folgende Kategorien unterteilen:

  • Vision und Ziele definieren
  • Bedürfnisse erforschen
  • Wissen strukturieren
  • Neue Ideen entwickeln
  • Ideen bewerten
  • Prototypen entwickeln
  • Lösungen testen
  • Anforderungen definieren

Im Artikel über agile Methoden finden Sie eine stetig wachsende Zahl von Methoden für diese Kategorien.

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Agile Frameworks im Überblick

In den letzten Jahren sind diverse agile Frameworks bekannt geworden. Jedes hat seine Daseinsberechtigung und hilft abhängig von Kontext und Zielsetzung dabei, die Kundenzentrierung, Wirksamkeit, Anpassungsfähigkeit und Verbundenheit im Team zu steigern. Grundsätzlich lassen sich die agilen Frameworks in die folgenden zwei Gruppen einteilen:

  1. Agile Frameworks für Produktentwicklung
  2. Agile Frameworks für Projektmanagement

Agile Frameworks für Produktentwicklung

Agile Frameworks sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Produktentwicklung geworden. Die vorgefertigten Strukturen und Prozesse bieten Unternehmen und Entwicklerteams eine klare Vorgehensweise und ermöglichen es, Projekte effizient und erfolgreich umzusetzen. Nachfolgend stellen wir Ihnen sieben agile Frameworks für die Produktentwicklung vor und zeigen Ihnen, wie Sie diese erfolgreich in Ihrem Team einsetzen können:

Design Thinking

Design Thinking ist ein iterativer, kundenzentrierter Prozess, der von einem interdisziplinären Team durchgeführt wird. Ziel des agilen Vorgehensmodells ist es, innovative Lösungen für jede Art von Herausforderung zu finden – unabhängig davon, ob eine Lösung ein Prozess, ein Produkt oder z.B. eine neue Rolle in einem Unternehmen ist.

Das Konzept wurde erstmals von David Kelley, dem Gründer des Design-Unternehmens IDEO, entwickelt und hat seitdem eine breite Anwendung in der Produktentwicklung gefunden.

Der Design Thinking Prozess besteht üblicherweise aus fünf Schritten:

  1. Empathize (Empathie): Verstehen der Bedürfnisse, Wünsche und Probleme der Nutzer*innen durch Gespräche und Beobachtungen.
  2. Define (Definieren): Definition des Problems anhand der zusammengefassten Bedürfnisse und Wünsche der Nutzer*innen.
  3. Ideate (Ideenfindung): Generierung möglichst vieler Lösungsansätze durch kreatives Denken und Überprüfung aller Optionen.
  4. Prototype (Prototyp): Erstellung schneller und einfacher Modelle, um die Ideen zu testen und zu verbessern.
  5. Test (Testen): Überprüfung der Lösungen durch Feedback von Nutzer*innen und Anpassung basierend auf den Ergebnissen.
Design Thinking ein kreativer Innovationsprozess und Denkansatz, der den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.
Design Thinking: Ein kreativer und iterativer Innovationsprozess, der den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.
Design Thinking: Ein kreativer und iterativer Innovationsprozess, der den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt.

Dieser Prozess ist iterativ, d.h. Teams können ihn mehrmals durchlaufen, bis die gewünschte Lösung gefunden ist. In jedem Schritt wird das Verständnis zu den Nutzer*innen vertieft, und die Lösung verbessert. Ziel ist es, einen optimalen Punkt in der Verbindung zwischen den drei zentralen Faktoren für ein erfolgreiches Produkt zu finden:

  1. Desirability (Begehrlichkeit): Der Faktor Begehrlichkeit bezieht sich auf die Attraktivität und Relevanz des Produkts oder der Lösung aus der Perspektive des Kunden.
  2. Viability (Lebensfähigkeit): Der Faktor Lebensfähigkeit bezieht sich auf die Marktfähigkeit und Rentabilität des Produkts oder der Lösung.
  3. Feasibility (Durchführbarkeit): Der Faktor Durchführbarkeit bezieht sich auf die technische Machbarkeit und Umsetzbarkeit des Produkts oder der Lösung.
Innovation Sweetspot: Innovation entsteht im Zusammenspiel von Mensch, Technologie und Wirtschaft.
Innovation Sweetspot: Innovation entsteht im Zusammenspiel von Mensch, Technologie und Wirtschaft.

Design Thinking ist ein gutes Vorgehensmodell für Produktentwicklung, da es den Fokus auf die Nutzer*innen richtet und eine umfassende und empathische Perspektive auf das Problem bietet. Es ermöglicht, potenzielle Probleme und Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen und innovative Lösungen zu finden, die Nutzer*innen wirklich unterstützen. Design Thinking wurde bereits erfolgreich in einer Vielzahl von Branchen eingesetzt, einschließlich Technologie, Gesundheitswesen, Bildung und Finanzen.

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Design Thinking von sprouts erklärt

Enterprise Design Thinking

Enterprise Design Thinking wurde von IBM erfunden, um die in Unternehmen häufig auftretende Trennung zwischen Teams, Stakeholdern und Nutzer*innen auszugleichen. Das Framework basiert auf dem traditionellen Design Thinking von IDEO. Sie wurde jedoch angepasst, sodass sie die besonderen Herausforderungen von Unternehmensprojekten bewältigt. Dabei legt sie den Schwerpunkt während des Prozesses auf die Beziehungen zwischen den Menschen. Am Ende erhalten die Designer einzigartige Einblicke in die Perspektive der Nutzer*innen, die sie sonst nicht erhalten können.

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Phil Gilbert über Enterprise Design Thinking

Enterprise Design Thinking ersetzt die fünf Phasen des Design-Thinking-Prozesses durch eine iterative Schleife für Design und Prototyping:

Enterprise Design Thinking ist ein IBM-eigenes Framework
Das Enterprise Design Thinking Framework ist eine von IBM entwickelte Methode zur Förderung kollaborativen und nutzerzentrierten Designs in Unternehmen.
Das Enterprise Design Thinking Framework ist eine von IBM entwickelte Methode zur Förderung kollaborativen und nutzerzentrierten Designs in Unternehmen.
  1. Observe (Beobachten): Tauchen Sie in die reale Welt ein
  2. Reflect (Nachdenken): Zusammenkommen und nach innen schauen
  3. Make (Machen): Abstrakten Ideen eine konkrete Form geben

Darüber hinaus nutzt Enterprise Design Thinking ein skalierbares Framework, um Teams auf ein gemeinsames, auf den Menschen ausgerichtetes Ziel auszurichten:

  • Hills: Teams verständigen sich darauf, welchen Wert sie für Nutzer*innen erbringen möchten.
  • Playbacks: Mit Hilfe von regelmäßigem Feedback stellen Teams die gemeinsame Ausrichtung sicher.
  • Sponsor Users: Teams beziehen erfahrene Nutzer*innen in die Arbeit ein, um deren Anforderungen aufzunehmen.

IBM Enterprise Design Thinking ist ein IBM-eigenes Framework und wird hauptsächlich von IBM-Kunden und -Mitarbeitern eingesetzt. Es ist jedoch bekannt, dass viele große Unternehmen und Regierungsbehörden IBM Enterprise Design Thinking nutzen, um komplexe Probleme zu lösen und innovative Lösungen zu entwickeln.

Design Sprint

Design Sprint ist ein kompaktes Innovations-Framework, das bei Google Ventures entwickelt wurde. Es kombiniert Design-Thinking-Elemente mit agilen Methoden und wird verwendet, um Probleme schnell zu lösen und einen Prototypen in nur fünf Tagen zu entwickeln. Der Design-Sprint-Prozess umfasst fünf Arbeitsphasen:

  1. Understand (Verstehen): Im ersten Schritt geht es darum, das Problem, für das eine Lösung gefunden werden soll, zu verstehen. Dazu werden Daten gesammelt und eine gemeinsame Basis für alle Teammitglieder geschaffen.
  2. Define (Definieren): Im zweiten Schritt wird das Problem aus dem ersten Schritt genauer definiert und in Form einer Herausforderung beschrieben.
  3. Sketch (Skizzieren): Im dritten Schritt werden mögliche Lösungen skizziert und zum Beispiel in Form von Storyboards oder User Journeys visualisiert.
  4. Decide (Entscheiden): Im vierten Schritt werden die besten Lösungen ausgewählt und eine Entscheidung darüber getroffen, welche Lösungen weiter verfolgt werden sollen.
  5. Prototype (Prototyp): Im letzten Schritt wird ein funktionierender Prototyp erstellt, um die ausgewählte Lösung zu testen und zu validieren.

Jede Phase beinhaltet eine Reihe von Aktivitäten und Methoden, die darauf abzielen, die Probleme und Bedürfnisse von Nutzer*innen zu verstehen und Lösungen zu entwickeln. Am Ende der Woche haben Sie einen funktionsfähigen Prototyp, den Sie mit Nutzer*innen testen können.

Im Vergleich zu Design Thinking konzentriert sich Design Sprint mehr auf das schnelle Prototyping und die schnelle Validierung von Ideen. Design Thinking ist ein größerer Rahmen, der oftmals über mehrere Wochen und Monate durchlaufen wird, während Design Sprint sich auf das schnelle Entwickeln und Testen von Prototypen konzentriert. Design Sprint ist besonders hilfreich, wenn Sie eine Lösung in diesem kurzen Zeitrahmen entwickeln müssen, beispielsweise wenn Sie einen Proof of Concept erstellen möchten.

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Double Diamond

Das Double Diamond Modell wurde vom Design Council in Großbritannien entwickelt. Es besteht aus vier Phasen:

Der Double Diamond ist ein Prozessmodell im Design Thinking
Das Double Diamond Modell ist ein Designprozess-Modell, das aus vier Phasen besteht: Discover, Define, Develop und Deliver.
Das Double Diamond Modell ist ein Designprozess-Modell, das aus vier Phasen besteht: Discover, Define, Develop und Deliver.
  1. Discover (Entdecken): In dieser Phase geht es darum, das Problem oder die Herausforderung zu verstehen und zu definieren.
  2. Define (Definieren): Hier wird die Herausforderung auf eine klare und eindeutige Art und Weise formuliert, um eine gemeinsame Basis für die Lösung zu schaffen.
  3. Develop (Entwickeln): In dieser Phase werden mögliche Lösungen erarbeitet und ausgearbeitet.
  4. Deliver (Bereitstellen): Hier wird die endgültige Lösung bereitgestellt und implementiert.

Die ersten beiden Phasen, Discover und Define, sind auf das Verstehen und Definieren des Problems ausgerichtet, während die beiden letzten Phasen, Develop und Deliver, auf die Lösung und Umsetzung des Problems fokussieren.

Das Double Diamond Modell ist ein nützliches Vorgehensmodell für Produktentwicklung, da es den Prozess der kreativen Problemlösung in einer systematischen und strukturierten Art und Weise verfolgt. Es hilft bei der Überwindung von Hindernissen und sorgt dafür, dass das Team seinen Fokus hält.

Customer Development

Das Customer Development Framework wurde von Steve Blank entwickelt. Der Fokus liegt darauf, das Verständnis des Kundenbedarfs zu vertiefen und zu testen, bevor man ein Produkt auf den Markt bringt. Der Customer Development Prozess besteht aus folgenden vier Schritten:

  1. Customer Discovery: In dieser Phase entwickelt ein Team ein tiefes Verständnis der Bedürfnisse und Probleme der Kunden. Dazu werden Interviews, Beobachtungen und andere Methoden eingesetzt, um die Bedürfnisse und Probleme zu identifizieren und zu verstehen.
  2. Customer Validation: In dieser Phase validiert ein Team Hypothesen über die Bedürfnisse und Probleme der Kunden. Dazu werden Prototypen, MVPs oder andere Lösungen erstellt, um zu testen, ob die Lösung die Bedürfnisse der Kunden tatsächlich erfüllt.
  3. Customer Creation: In dieser Phase entwickelt das Team ein tiefes Verständnis für die Ansprache der Zielgruppe und prüft, wie es diese für das Produkt gewinnen kann. Dazu werden Marketing- und Verkaufsstrategien entwickelt, um das Produkt bekannt zu machen.
  4. Company Building: In dieser Phase geht es darum, das Unternehmen aufzubauen und es erfolgreich zu machen. Dazu werden Geschäftsmodelle, Finanzierungsstrategien und andere Aspekte des Unternehmens operativ aufgebaut, um das Unternehmen nachhaltig erfolgreich zu machen.

Anders als Design Thinking bringt Customer Development auch organisatorische Aspekte ein, mit denen aus einem erfolgreichen Produkt ein Unternehmen aufgebaut wird. Mit der vierten Phase, dem Company Building, hat das Modell ein Alleinstellungsmerkmal und bietet Inhalte, die kein anderes Framework vorsieht.

Lean Startup

Das agile Framework Lean Startup wurde von Eric Ries entwickelt – ein Student von Steve Blank. Es zielt darauf ab, den Entwicklungsprozess von Produkten schneller und effizienter zu gestalten, indem Risiken minimiert und auf validierte Bedürfnisse und Probleme ausgerichtet werden. Der Lean-Startup-Prozess besteht aus drei, sich fortlaufend wiederholenden Schritten:

Lean Startup Zirkel
Bauen, Testen, Lernen: Schritt für Schritt erschließt man sich erfolgreich Stellschrauben in der VUCA Welt
Bauen, Testen, Lernen: Schritt für Schritt erschließt man sich erfolgreich Stellschrauben in der VUCA Welt
  1. Build (Erstellen): Hier geht es darum, eine minimale Version des Produkts zu erstellen, die so schnell wie möglich getestet werden kann. Ziel ist es, schnell Feedback zu erhalten und darauf aufbauend das Produkt weiter zu verbessern.
  2. Measure (Testen): In dieser Phase geht es darum, das erstellte Produkt zu testen und Feedback von potenziellen Kunden zu sammeln. Die während des Tests gesammelt Daten werden verwendet, um das Produkt weiter zu verbessern.
  3. Learn (Lernen): Hier geht es darum, das gesammelte Feedback auszuwerten und darauf aufbauend Entscheidungen über die Zukunft des Produkts zu treffen. Ziel ist es, durch ständige Iteration und Verbesserung das endgültige Produkt zu entwickeln, das den Bedürfnissen der Kunden entspricht.

Das Ziel von Lean Startup ist es, möglichst früh Feedback von potenziellen Kunden zu bekommen und dadurch das Risiko eines Misserfolgs zu reduzieren. Hierbei wird das Minimum Viable Product (MVP) schnell und schlank entwickelt, um so schnell wie möglich Feedback zu erhalten. Dies ermöglicht es Unternehmen, schnell auf Veränderungen am Markt und bei Kundenbedürfnissen zu reagieren und somit eine bessere Chance auf eine erfolgreiche Produkteinführung zu haben.

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Lean-Startup-Entwickler Eric Ries bei Talks at Google

Hierzu durchlaufen Teams im Rahmen einer Lean-Startup-Produktentwicklung die folgenden drei Phasen:

  1. Problem Solution Fit: In dieser ersten Phase geht es darum, dass ein Team das zu lösende Problem genau versteht und eine passende Lösung dafür entwickelt. Dazu wird das Problem im Detail untersucht. Mit Hilfe von Kreativmethoden entstehen erste Lösungsansätze. Ziel ist es, frühzeitig zu prüfen, ob der Ansatz den Bedürfnissen der Kunden entspricht.
  2. Product Market Fit: In dieser Phase wird das entwickelte Produkt oder die Lösung als Minimalprodukt (MVP) auf den Markt gebracht und getestet. Dieser Test dient dazu, das Produkt oder die Lösung an die Anforderungen des Markts anzupassen und einen kommerziellen Erfolg sicherzustellen.
  3. Scale: Hat ein Team in der vorherigen Phase einen erfolgreichen Product Market Fit erreicht, dient diese Phase dazu, das Produkt oder die Lösung auf eine größere Zielgruppe auszurichten. Das Produkt wird weiter verbessert, Produktionsabläufe automatisiert und umfassendere Vermarktungsmaßnahmen gestartet.

Lean Startup wurde bereits in vielen Branchen erfolgreich eingesetzt, darunter auch in der Technologie-, E-Commerce- und Healthcare-Branche.

Lean UX

Lean UX ist ein agiles Vorgehensmodell mit Fokus auf User Experience Design, das von Jeff Gothelf und Josh Seiden entwickelt wurde. Es kombiniert Elemente aus dem Lean Startup mit den Konzepten von Design Thinking, um eine schnelle und iterative Gestaltung von Produkten zu ermöglichen. Ähnlich dem Lean Startup Cycle durchlaufen Team im Lean-UX-Framework drei sich wiederholende Schritte:

  1. Think (Denken): Diese Phase des Lean UX Prozesses ist der Denkprozess, in dem die Probleme, Herausforderungen und Bedürfnisse der Nutzer*innen identifiziert werden. Hier werden Hypothesen entwickelt und Prototypen erstellt, um ein besseres Verständnis der Perspektive von Nutzer*innen zu erlangen.
  2. Make (Machen): In dieser Phase werden die Ideen aus der vorherigen Phase tatsächlich umgesetzt und Prototypen erstellt, die von Nutzer*innen getestet werden können. Hierbei wird auf schnelle und effiziente Umsetzung Wert gelegt, um eine möglichst rasche Feedback-Schleife zu ermöglichen.
  3. Check (Prüfen): In dieser Phase werden die Prototypen auf ihre Effektivität hin getestet. Die Sichtweise der Nutzer*innen wird bewertet, Feedback gesammelt und Analyseergebnisse ausgewertet, um das Produkt zu verbessern und weiter zu optimieren. Die Ergebnisse werden wieder in den Denkprozess einbezogen, um eine ständige Optimierung des Produkts zu ermöglichen.

Der Lean UX Prozess fokussiert sich auf den Wert, den ein Produkt für seine Nutzer*innen bietet. Er geht davon aus, dass Designentscheidungen auf Feedback und Daten aus der Nutzung des Produkts basieren sollten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Vorgehensweisen im UX-Design, die oft auf umfangreicher User Research und detaillierten Konzepten basieren, ist Lean UX schneller und flexibler. Dies ermöglicht es, das Produkt stetig weiterzuentwickeln und das Nutzererlebnis fortlaufend zu verbessern.

Agile Frameworks für Projektmanagement

Auch im Projektmanagement sind agile Frameworks unverzichtbar geworden. Anders als die traditionellen Modelle, wie sie beispielsweise vom PMI oder IPMA definiert werden, bieten sie Projektteams eine flexiblere und anpassbarere Vorgehensweise, um Projekte effizient und erfolgreich zu realisieren. Nachfolgend stellen wir Ihnen die fünf agilen Frameworks im Projektmanagement vor und zeigen Ihnen, wie Sie diese erfolgreich in Ihrem Team einsetzen können.

Scrum

Scrum wird als agiles Framework oft dem Projektmanagement zugeordnet. Ursprünglich wurde es in den 1990er Jahren von Ken Schwaber und Jeff Sutherland für die Softwareentwicklung entwickelt. Hierzu haben sie die Werte und Prinzipien des agilen Manifests aufgegriffen und in Meetingformate, Rollen und Arbeitswerkzeuge übertragen. Über das kostenlose Scrum Guide kann man die Grundlagen der Frameworks erlernen.

Scrum ist ein iterations- und inkrementen-basiertes Vorgehensmodell, bei dem ein Team kontinuierlich an einem Produkt arbeitet, um es schrittweise zu verbessern und regelmäßig auszuliefern. Scrum ist ein gutes Vorgehensmodell im Projektmanagement, weil es Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ermöglicht. Da es auf langfristige Planung verzichtet, können Scrum-Teams schnell auf Veränderungen bei Anforderungen oder im Markt reagieren. Darüber hinaus unterstützt Scrum eine besondere Arbeitskultur, bei der das Team partnerschaftlich und eng zusammenarbeitet, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Kanban

Kanban ist ein Projektmanagement-Modell, das ursprünglich von Taiichi Ohno im Toyota-Produktionssystem entwickelt wurde. Es ist eine visuelle Methode zur Überwachung und Steuerung von Aufgaben und Materialien in einer Produktion oder einem Projekt. Das Ziel von Kanban ist es, die Effizienz des Prozesses zu verbessern und Engpässe zu vermeiden.

Kanban nutzt eine einfache visuelle Darstellung der Arbeitsabläufe (Kanban-Boards) und der darin befindlichen Aufgaben (Kanban-Karten). Jeder Schritt im Prozess wird durch eine Spalte repräsentiert, die auf einem Whiteboard oder einer digitalen Plattform angezeigt wird. Aufgaben werden als Karten in diese Spalten einsortiert. Die Karten werden von einer Spalte zur nächsten bewegt, um den Fortschritt zu zeigen.

Kanban ist ein pull-basiertes System. Das bedeutet, dass Arbeit durch das Team aufgenommen und nicht durch eine Führungskraft delegiert wird. Auf diese Weise wird nur so viel Arbeit begonnen, wie kapazitär bearbeitet werden kann.

Kanban ist ein gutes Vorgehensmodell im Projektmanagement, da es einfach zu verstehen und zu implementieren ist. Es bietet eine schnelle Rückmeldung über den Fortschritt des Projekts und ermöglicht eine agile Anpassung an Änderungen im Projekt. Außerdem ist es ein flexibles Framework, die auf eine Vielzahl von Situationen und Umfelder abgestimmt werden kann.

Extreme Programming (XP)

Extreme Programming (XP) ist eine agile Softwareentwicklungsmethode, die Ende der 1990er Jahre von Kent Beck entwickelt wurde. Sie basiert auf einer Reihe von Werten und Praktiken, die zum Ziel haben, die Softwarequalität zu verbessern und die Entwicklungseffizienz zu steigern. XP wird oft als die Mutter von Scrum gesehen, weil sich diverse Praktiken von XP, wie das Daily Standup, Pair Programming oder das Planning Game auch im Scrum-Kontext wiederfinden.

XP betont insbesondere die Bedeutung von Feedback und Kommunikation im Entwicklungsprozess. So werden die Teams beispielsweise dazu angehalten, kontinuierlich Feedback von Kunden und Teammitgliedern zu sammeln und dieses in den Entwicklungsprozess einfließen zu lassen.

Der XP-Prozess besteht aus mehreren Phasen, die eng miteinander verknüpft sind und sich kontinuierlich wiederholen:

  1. Planning (Planung): In dieser Phase wird der Umfang des Projekts definiert und ein Release-Plan erstellt.
  2. Designing (Gestaltung): In dieser Phase wird die konzeptionelle Basis der Lösung entworfen.
  3. Coding (Programmierung): In dieser Phase wird die Lösung faktisch entwickelt.
  4. Testing (Testen): In dieser Phase wird die Lösung getestet und sichergestellt, dass sie einerseits den Anforderungen entspricht und andererseits fehlerfrei ist.
  5. Listening (Zuhören): In dieser Phase wird das Feedback von Kunden und Nutzern gesammelt und in die Lösung integriert.

Extreme Programming eignet sich besonders für komplexe Projekte mit sich ändernden Anforderungen und engen Zeitplänen. Durch die Fokussierung auf die testgetriebene Entwicklung von Lösungen (Test-driven Development), die regelmäßige Zusammenführung von Teillösungen (Continuous Integration) und die regelmäßige Veröffentlichung von Teillösungen (Continuous Delivery) können Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden, was zu einer höheren Lösungsqualität und Kundenzufriedenheit führt.

Darüber hinaus steht bei XP die Zusammenarbeit zwischen Entwicklern, Kunden und anderen Stakeholdern im Vordergrund. Dies führt dazu, dass das Team ein besseres Verständnis für die Anforderungen hat, bessere konzeptionelle Entscheidungen treffen kann und die Entwicklung von Lösungen beschleunigt wird.

Scrumban

Scrumban ist eine Kombination aus Scrum und Kanban und wurde entwickelt, um die Vorteile beider Methoden in einem Prozess zu vereinen. Scrumban verbindet die flexiblen und iterativen Aspekte von Scrum mit den visuellen und pull-basierten Ansätzen von Kanban.

Der Scrumban-Prozess sieht in der Regel vor, dass Scrum-Sprints verwendet werden, um eine feste Deadline und eine begrenzte Anzahl von Aufgaben zu definieren. Mit Hilfe von Kanban-Boards wird der Fortschritt einzelner Inkremente sichtbar gemacht. Im Gegensatz zum reinen Kanban werden in Scrumban regelmäßige Meetings wie das Daily Standup und das Sprint Review beibehalten, um das Feedback und die Kommunikation zu verbessern.

Scrumban eignet sich besonders gut für Projekte, die sich in einer sich schnell ändernden Umgebung befinden und bei denen es wichtig ist, schnell auf Änderungen reagieren zu können. Durch die Kombination von Scrum und Kanban kann Scrumban ein hohes Maß an Planbarkeit und Transparenz bieten, während es gleichzeitig die Fähigkeit beibehält, schnell auf Veränderungen zu reagieren.

SAFe – Scaled Agile Framework

Das Scale Agile Framework (SAFe) ist ein agiles Framework für die Durchführung von Großprojekten, das von Dean Leffingwell entwickelt wurde. SAFe kombiniert Elemente aus Agile und traditionelleren Projektmanagementansätzen, um ein Modell für den Einsatz von Agilität in größeren Unternehmen zu schaffen. SAFe teilt Projekte in folgende drei Ebenen auf:

  1. Team-Ebene: Diese Ebene konzentriert sich auf den täglichen Betrieb eines agilen Teams und umfasst die tatsächliche Durchführung von Arbeit und die Lieferung von Produkten. Hierbei werden Frameworks wie Scrum oder Kanban verwendet.
  2. Programm-Ebene: Diese Ebene umfasst mehrere agile Teams, die an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Hier werden Überlegungen angestellt, wie man die Arbeit der einzelnen Teams besser koordinieren und integrieren kann, um ein größeres Gesamtprodukt zu liefern.
  3. Portfolio-Ebene: Auf der Portfolio-Ebene geht es um die Überwachung und Steuerung aller Projekte und Produkte innerhalb eines Unternehmens. Hier werden Entscheidungen getroffen, welche Projekte priorisiert werden sollen, und wie Ressourcen innerhalb des Unternehmens am besten eingesetzt werden können, um die Geschäftsziele zu erreichen.

Jede Ebene hat ihre eigene Planung und Überwachung, wobei SAFe darauf abzielt, den agilen Prozess so zu skalieren, dass er für umfassende und komplexe Projekte geeignet ist. Im Vergleich zu Scrum ist SAFe besser geeignet, wenn es darum geht, agile Methoden auf einer größeren Skala einzusetzen und komplexere Projekte mit mehreren Teams und Abhängigkeiten abzubilden. Aus diesem Grund wird SAFe auch gerne den Organisationssystemen zugeordnet.

SAFe ist ein umfassendes Framework, das den Prozess von Planung, Durchführung und Überwachung von Projekten abdeckt. Es ist besonders hilfreich für große Organisationen, die Agilität einführen oder verbessern möchten, da es einen Rahmen für die Koordination und Zusammenarbeit zwischen Teams und Abteilungen bereitstellt.

Last Planner

Last Planner ist ein agiler Ansatz zur Planung und Steuerung von Bauprojekten, der von Greg Howell und Glenn Ballard entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um ein Pull-System, bei dem sich die Arbeiten an den tatsächlich vorliegenden Ressourcen orientieren. Der Last-Planner-Prozess sieht vor, dass für jede Arbeit ein Verantwortlicher bestimmt wird, der für die termingerechte Fertigstellung verantwortlich ist. Auf Basis von regelmäßigen Stand-Up-Meetings und dem Überwachen von Fortschritt und Problemen wird die Planung kontinuierlich angepasst.

Last Planner ist besonders hilfreich in Kontexten, in denen es auf eine effiziente und termingerechte Durchführung von Bauprojekten ankommt, bei denen viele verschiedene Handwerker und Gewerke beteiligt sind. Es bietet eine einfache Möglichkeit, die Prozesse zu steuern und gleichzeitig die Verantwortung bei den jeweiligen Verantwortlichen zu belassen. Dadurch kann es zu einer besseren Kommunikation, Koordination und Effizienz bei der Projektdurchführung kommen.

Agile Frameworks auswählen

Das passende Framework zu finden ist keine leichte Aufgabe. Um agile Teams bei dieser Aufgabe zu unterstützen, hat Me & Company vor einigen Jahren eine Art Kompass entworfen: den Agile Framework Navigator.

Mit Hilfe des Navigators können Teams ihren Kontext auf Grundlage von zwei Fragen einordnen:

  1. Was ist das taktische Ziel, dass wir verfolgen? (X-Achse)
  2. In welchem Arbeitsumfeld bewegen Sie sich? (Y-Achse)

Möchten Sie zum Beispiel ein Problem besser verstehen und dafür eine Lösung finden, eignen sich Design Thinking (1) und das Double Diamond Modell (2). Ist die Problemstellung weitestgehend klar, können Sie mit Design Sprints (3) und dem Double Diamond Modell (4) arbeiten.

Fazit zu agilen Frameworks

Neben den in der Breite bekannten Frameworks wie Scrum, Kanban und Design Thinking sind in den letzten Jahren diverse Weiterentwicklungen und neue Ansätze entstanden. Keines der agilen Frameworks wird perfekt auf jede Situation passen – und das ist auch nicht das Ziel. Gemeinsam mit erfahrenen Agile Coaches sollten die Vorgehensmodelle auf den eigenen Bedarf angepasst werden.

Damit Teams die agilen Frameworks erfolgreich anwenden und für sich anpassen können, ist es wichtig die agilen Werte zu verinnerlichen und eine agile Haltung aufzubauen.

Ohne das passende Mindset ist die Gefahr groß, dass die zentralen Konzepte hinter Agilität nicht verstanden werden. Durch einen nicht-agilen Führungsstil kann dem Team der Sinn fehlen oder der nötige Freiraum für eigenständiges Handeln. Auch hier helfen Agile Coaches bei der persönlichen Reflexion und Prozessgebung.

Impulse zu Innovationen & agilen Arbeitswelten

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