Ein Teilnehmer eines Design Studio Workshops schreibt Post-Its

Mit der Design Studio Methode neue Ideen generieren

Design Studio ist eine effektive Methode, um in kurzer Zeit eine Vielzahl unterschiedlicher Ideen und neuer Lösungsansätze zu entwickeln. Unsere Anleitung gibt einen Überblick zum Ablauf der einzelnen Phasen und erklärt, wie ein erfolgreicher Design-Studio-Workshop aussieht.

Was ist Design Studio?

Mit Design Studio entwickelt eine Gruppe von 3 bis 8 Teilnehmenden in kurzer Zeit eine große Anzahl verschiedener Ideen und Lösungsansätze. Die Methode steht am Anfang eines Innovations- oder Design-Prozesses und hat das Ziel, möglichst viele unterschiedliche Richtungen auszuprobieren.

Ein Design Studio teilt sich in drei Phasen: Skizzieren (Sketch), Präsentieren (Pitch) und Kritisieren (Critique). Die Phasen selbst werden in der Regel mehrmals wiederholt. Außerdem gibt es ein striktes Zeitlimit für die einzelnen Phasen und die Präsentationszeit der Teilnehmenden. Dadurch wird verhindert, dass sich die Teilnehmenden in Details verlieren oder zu viel Redezeit beanspruchen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zeitpunkt: Früh im Innovations- oder Designprozess, um erste Ideen zu entwickeln oder Lösungen für konkrete UX-Probleme zu skizzieren.
  • Ergebnis: Eine umfangreiche Sammlung möglicher Ideen und Lösungsansätze
  • Vorteile: Sehr simple Methode, die keine Vorbereitung oder Materialien benötigt. Es können Stakeholder und Kund*innen/Nutzer*innen einbezogen werden, da keine Fachkenntnisse notwendig sind.
  • Nachteile: Die Qualität und Umsetzbarkeit der skizzierten Ideen variiert stark. Möglicherweise gibt es am Ende nur wenig Vorschläge, die sich für eine weitere Ausarbeitung eignen.
  • Kosten: Gering
  • Aufwand: Gering (1 bis 4 Stunden, je nach Runden- und Teilnehmerzahl)
  • Notwendige Expertise: Gering

Vorbereitung eines Design Studios

Teilnehmende

Um eine möglichst breite Vielfalt von Ideen zu erzielen, werden Teilnehmende mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Perspektiven und Rollen eingeladen. Je nach Projekt und Phase innerhalb des Design-Prozesses ist die genaue Zusammenstellung unterschiedlich.

Personen aus dem jeweiligen Fachbereich sowie Innovations- bzw. Design-Expert*innen sind Pflicht. Stakeholder*innen aus der IT, dem Vertrieb oder dem Marketing sind gern gesehen. Auch (potenzielle) Kund*innen oder Kundenvertreter*innen sind eine sinnvolle Ergänzung der Gruppe.

Ein UX-Expert*in, Product Owner oder Agile Coach sollte den Workshop als Facilitator*in begleiten und die Methode erklären, die einzelnen Phasen moderieren und die Zeit im Blick behalten.

Die Anzahl der Teilnehmenden sollte bei etwa 3 bis 8 Personen liegen.

 

Material

Für ein Design Studio braucht es keine große Vorbereitung oder Werkzeuge. Stifte, Papier und/oder Post-its reichen aus. Das hat sogar Vorteile: Am Ende kommt es nur auf die Kommunikation einer Idee an und nicht auf die beste visuelle Ausgestaltung.

Rechtecke, Kreise und Linien kann jede*r zeichnen – und mehr braucht es gar nicht. Dadurch bewegen sich alle Teilnehmenden auf Augenhöhe, egal ob jemand perfekt zeichnen kann oder nicht.

 

Gemeinsames Verständnis schaffen

Je nach Projekt bzw. Fragestellung ist eine gemeinsame Vorbereitung des Design Studios sinnvoll. Es ist wichtig, bei allen Teilnehmenden für ein gemeinsames Verständnis der Problemstellung zu sorgen.

Sofern es Forschungsergebnisse, (Proto-)Personas oder andere Erkenntnisse aus dem User Research gibt, werden diese im Vorfeld geteilt. Wenn nicht, wird zumindest eine gemeinsame “How Might We?”-Frage für die jeweilige Problemstellung formuliert.

Beispiele für “How Might We?”-Fragen als Ausgangspunkt der Design-Studio-Methode:

  • Wie könnten wir sicherstellen, dass unsere Kund*innen ihre Rechnungen vor Ablauf der Frist zahlen?
  • Wie könnten wir Arbeitnehmer*innen helfen, produktiv und gesund zu bleiben, wenn sie aus dem Homeoffice arbeiten?
  • Wie können wir unseren Kund*innen das Gefühl geben, dass ihre Daten sicher sind, wenn sie einen neuen Account erstellen?
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So funktioniert’s: Ablauf der Design-Studio-Methode

Es gibt drei verschiedene Phasen, die in einer Iteration ablaufen. Die Iterationen durchläuft jeder Teilnehmende zunächst alleine und später dann im Team.

Es ist wichtig, die Zeitangaben der jeweiligen Phasen einzuhalten. Hier liegt es an dem/der Moderator*in bei Zeitüberschreitung freundlich, aber konsequent, einzugreifen.

Phase 1: Ideen skizzieren (Sketch)

In der ersten Phase „Sketch“ haben die Teilnehmenden fünf Minuten Zeit, so viele Ideen, Entwürfe oder Lösungsansätze wie möglich zur allgemeinen Problemstellung zu skizzieren. Es geht darum, die eigenen Ideen zugänglich und gut verständlich zu machen – trotz des kleinen Zeitfensters.

Wenn es um sich Designentwürfe oder Prototypen handelt, werden diese ausschließlich mit einem Stift und Papier sowie einfachen Formen wie Kreisen, Rechtecken und Linien angedeutet. Bei abstrakten Lösungen wie Geschäftsmodellen, Innovationen oder Dienstleistungen sollte die Idee durch kleine Zeichnungen und einen plakativen Arbeitstitel ausgeschmückt werden. Das macht die Ideen greifbarer und hilft der Gruppe dabei, trotz der vielen Entwürfe den Überblick zu behalten.

Fünf Minuten sind nicht viel Zeit, doch dadurch wird das schnelle Entwickeln von Ideen gefördert und verhindert, dass sich die Teilnehmenden in Details verlieren.

Dauer: 5 Minuten

 

Phase 2: Ideen präsentieren (Pitch)

Während der zweiten Phase „Pitch“ hat jeder Teilnehmende drei Minuten Zeit, die eigenen Ideen vorzustellen. Am besten werden dazu alle Entwürfe auf einem Whiteboard oder einer freien Wand gesammelt. Wichtig: In dieser Phase geht es nur um die Vorstellung der Ideen. Zwar kann das Team Verständnisfragen stellen, doch konkrete Kritik und Feedback gibt es erst in der nächsten Phase.

Dauer: ca. 15 Minuten (3 Minuten x Anzahl der Teilnehmenden)

 

Phase 3: Ideen kritisieren (Critique)

Nachdem alle Ideen vorgestellt wurden, bekommen die Teilnehmenden in der letzten Phase „Critique“ die Möglichkeit, Feedback zu äußern und Verbesserungsvorschläge abzugeben. Natürlich sollte das Feedback möglichst konstruktiv formuliert werden. Lob und positive Bestätigungen sind ebenfalls willkommen.

Die Gruppe sollte unbedingt darauf achten, dass das Feedback lediglich aufgenommen wird. Auch hier können Fragen zum Verständnis gestellt werden, aber eine größere Diskussion über den Sinn oder Unsinn einer Idee sollten nicht ausbrechen. Jeder Teilnehmende nimmt das eigene Feedback auf und kann dann selbst entscheiden, wie er/sie damit umgeht.

Take what you can use now, save the rest for another day.

Jesse James Garret
AdaptivePath (CapitalOne)

Denn nach der Feedback-Phase beginnt direkt die nächste Iteration (wir starten also wieder mit Phase 1). Die Teilnehmenden haben nun die Chance, ihre eigenen Ideen anhand des Feedbacks weiterzuentwickeln oder komplett neue Vorschläge zu erarbeiten. Das „Klauen“ und Wiederverwerten von Ideen anderer Teilnehmenden ist ausdrücklich erwünscht und fördert die Varianz aller Lösungsvorschläge.

Dauer: ca. 10 Minuten (2 Minuten x Anzahl der Teilnehmenden)

 

Wie viele Iterationen hat ein Design Studio?

Es ist nicht vorgeschrieben, wie viele Runden (Iterationen) letztendlich gedreht werden. Dies ist abhängig von der Problemstellung, der Größe und Erfahrung der Gruppe sowie der Zeit, die zur Verfügung steht.

Ein guter Ausgangspunkt sind zwei Iterationen, in denen jeder für sich skizziert und präsentiert. Im Anschluss können sich Gruppen bilden, die bestimmte Ideen zusammen ausarbeiten. Die Gruppen durchlaufen ebenfalls ein bis zwei Runden, in denen skizziert, präsentiert und kritisiert wird.

Wann ist die Design-Studio-Methode sinnvoll?

Design Studio wird bei verschiedensten Kreativprozessen eingesetzt. Die Methode bieten sich an, wenn es eine Problemstellung mit vielen, offenen Lösungsoptionen gibt. Dadurch ist sie zum Beispiel als Kickoff-Übung eines Workshops gut geeignet.

Auch im User Experience Design, zum Beispiel bei der Entwicklung von (Papier-)Prototypen, wird die Methode häufig eingesetzt. Ein UX-Team aus 3 bis 4 Personen kann so in sehr kurzer Zeit eine Vielzahl verschiedener Varianten für ein spezifisches UX-Problem generieren.

Zu beachten ist, dass die entwickelten Ideen im Anschluss noch ausgearbeitet und validiert werden müssen. Daher sollte Design Studio eher als Inspirations- und Kreativmethode angesehen werden.

Eine gute Vorstellung der Design-Studio-Methode bietet Alexis Collado in seinem Video (Englisch):

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Erklärung der Design Studio Methode

Zusammenfassung

Design Studio ist eine ausgezeichnete Methode, um effektiv und unkompliziert eine größere Anzahl unterschiedlicher Ideen zu generieren. Doch neben der Sammlung spannender Ideen gibt es auch andere Nebeneffekte zu beobachten:

Da beim Design Studio viele unterschiedliche Perspektiven in einer frühen Phase des Design-Prozesses zusammenkommen, lernen sich die Akteure des Projekts schon am Anfang gut kennen. Sie verstehen dadurch besser, wie die anderen denken und wie sie Kritik geben und aufnehmen.

Die Methode ist zudem eine Chance, andere Stakeholder*innen und Entscheidungsgeber*innen früh in den Prozess einzubinden. So verstehen diese die Herausforderungen besser und können ihre eigenen Ideen gleich zu Beginn beisteuern. Das führt zu einer höheren Akzeptanz der Lösungsansätze, da diese gemeinsam in einem kollaborativen Prozess erarbeitet wurden.

Außerdem ist die Methode Teil unseres Innovation Huddle Frameworks. Hier wird sie innerhalb der Idea-Phase eingesetzt, um die Teilnehmenden strukturiert zu besseren Innovationsideen zu führen.

 

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